Barry – eine Ausstellung für eine Schweizer Ikone
Barry – Schweizer Nationalhund (Bild: Lisa Schaeublin/NMBE)
Warum ist ein Hund 200 Jahre nach seinem Tod auf der ganzen Welt bekannt? Wahrscheinlich weil er ein ganz besonderer Hund war.
Barry ist der berühmteste Rettungshund der Welt, er gilt als Schweizer Nationalhund – und auch weit über die Grenzen hinaus als Inbegriff des treuen Helfers der Menschen. Seit seinen Anfängen beherbergt das Naturhistorische Museum Bern das Präparat des aussergewöhnlichen Bernhardinerhunds. Anlässlich des 200. Todestags widmet das Haus seinem berühmtesten Bewohner nun eine Dauerausstellung, die der grossen Bedeutung von Barry gerecht wird.
Die Ausstellung behandelt die Legenden, die sich um den Rettungshund vom Grossen St. Bernhard ranken. In der Ausstellung sind Fakten und Fiktion, Gegenwart und Geschichte eng verwoben. Der Mythos Barry enthält alles, was Geschichten zeitlos und fesselnd macht: Gefahr und Rettung, Heldentum und Tragik, Überirdisches und Bodenständiges. Die Ausstellung zeigt auf, was an den geheimnisvollen Geschichten stimmen könnte und was ins Reich der Dichtung gehört – Raum für Spekulationen und Fantasie bleibt dennoch. Die Ausstellung versucht den Schweizer Nationalhund weder zu entzaubern noch zu verklären. Auch wenn Barry wahrscheinlich nie alle der unglaublichen Heldentaten vollbrachte, die ihm zugeschrieben werden: Immerhin war er bei der Rettung von 40 Menschen beteiligt. Und schon zu Lebzeiten berühmt. Weil er eben ein ganz besonderer Hund gewesen sein muss.
Die Besucher wandeln durch ein Bilderbuch
Die Ausstellung gleicht einem Bilderbuch, durch das die Besucher hindurch gehen. Mit grossflächigen Bühnenbildern wird das Drama Barry in einer märchenhaften und gleichzeitig bedrohlichen Bergwelt erzählt. Und die Besucher haben die Möglichkeit, immer wieder hinter die Kulissen zu schauen. Sie erhalten zum Beispiel packende Einblicke in das harte Leben auf dem Grossen St. Bernhard zu Barrys Zeiten, wo die Augustiner Chorherren und Marroniers (Helfer der Chorherren, bei denen es sich wahrscheinlich um Nachfahren konvertierter Mauren handelte) sich im Kloster auf 2469 Meter über Meer um Reisende kümmerten – und Verschüttete und Verirrte retteten. So erfahren die Besucher aus einem 200 Jahre alten Gästebuch, wie beschwerlich die Überquerung des Alpenpasses gewesen sein muss.
Warum Barrys Geschichte noch immer aktuell ist
Der Mythos Barry hat überraschend viele Facetten, die nichts an Aktualität eingebüsst haben. Auch wenn die Welt eine andere geworden ist: Die Bergewelt ist faszinierend und lebensgefährlich geblieben. Die Dauerausstellung nimmt die Besucher mit auf den schmalen Grat, auf dem sich Berggänger bewegen: Auf der einen Seite der magische Reiz der Bergwelt – etwa, wenn ein Freerider seine Schwünge auf einem unberührten Tiefschneehang zieht. Auf der anderen Seite die Gefahren, denen sich der Mensch in den Bergen aussetzt. In einem beklemmenden Tondokument erzählt eine Verschüttete, wie es ist, dem weissen Tod ins Auge zu blicken. Videoclips geben packende Einblicke in die Bergrettung und die Arbeit der modernen Lawinenhunde.
Grösste Hundeschädel-Sammlung der Welt
Barrys Geschichte ist auch die Geschichte der Hundezucht. Der ursprüngliche Barry entsprach nicht unserem heutigen Bild eines Bernhardiners. Die Rettungshunde auf dem Grossen St. Bernhard waren «Strassenmischungen» – auf Äusserlichkeiten legten die Chorherren keinen Wert. Die Rasse des Bernhardinderhunds entwickelte sich erst nach Barrys Tod. Barrys Präparat wurde denn auch vor rund hundert Jahren verändert, weil es die Vorstellungen des Publikums nicht mehr entsprach. Mit dem Hundeforscher Marc Nussbaumer verfügt das Naturhistorische Museum über einen ausgewiesen Hundezucht-Experten – und intimen Barry-Kenner. Im Buch «Barry vom Grossen St.Bernhard» arbeitet er die Geschichte des Rettungshundes minuziös auf. Im NMBE betreut er die Hundeschädel-Sammlung – die grösste der Welt.
Ein heutiger Bernhardinerhund ist aufgrund seiner Masse für den Rettungseinsatz nicht mehr geeignet. An der Pressekonferenz zur Ausstellung zeichnet Rudolf Thomann, Leiter der Fondation Barry, die Geschichte der Rasse nach. Die Fondation Barry führt in Martigny die Bernhardinerzucht vom Grossen St. Bernhard weiter. «Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die Rassezucht richtig begann, war plötzlich nur noch das Äussere wichtig. Vor allem Engländer wollten einen Riesenhund und bezahlten hohe Preise.» Die Fondation Barry sei bemüht, das Rad zurückzudrehen und die Gesundheit und Gebrauchsfähigkeit der Hunde zu verbessern.
Hohe touristische Bedeutung
An der Pressekonferenz zeigte sich auch der Tourismusdirektor erfreut: «Barry – ein Stück Bern», sagt Markus Lergier, Direktor Bern Tourismus. «Ich freue mich, dass eines der touristischen Aushängeschilder von Bern nun seine eigene Ausstellung erhält. Damit wird die Bundesstadt der Bekanntheit dieses einmaligen Hundes gerecht!» Seit Jahrzehnten besuchen ausländische Gäste das Museum, um Barry zu sehen. Das Naturhistorische Museum Bern bietet für Touristen daher unter anderem einen fünfsprachigen E-Guide an.
www.barry.museum
Weitere Auskünfte erteilt: Simon Jäggi,Tel. 031 350 72 97, simon.jaeggi@nmbe.ch