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Hochseilakt trotz Corona

21.10.2020

Jede Woche neue Artistinnen und Artisten, Clowns, Zauberinnen und Zauberer in der Manege. Das ist seit 35 Jahren die Philosophie des Theaterzirkus Wunderplunder, dem Berner Zirkus zum Mitmachen. Dieser ist in der Spielsaison jeweils jede Woche bei einer anderen Schule zu Gast, seine Truppe erarbeitet dort mit den Schülerinnen und Schülern eine öffentlich präsentierte Show. Corona war 2020 auch für den Wunderplunder ein beherrschendes Thema. Das Medaillon hat den Zirkus gegen Saisonende während eines Gastspiels in Wabern besucht.

Bild Legende:

TEXT: MARTIN GRASSL; BILDER: BEN ZURBRIGGEN und REGINA JÄGER

Das Zelt des Theaterzirkus Wunderplunder steht Mitte September in Wabern auf einer Anhöhe oberhalb des Kinder- und Jugendheims «Maiezyt». Vor dem Zelt drängen sich schon dessen Schülerinnen und Schüler. Die Stimmung ist aufgeregt, denn heute Donnerstag ist Hauptprobe für die Freitagsaufführung, auf die seit Wochenbeginn geübt wurde. Das Besondere am Wunderplunder ist, dass die rund 60 bis 80 Teilnehmenden von Schulen oder Heimen, wo der Zirkus jeweils gastiert, unter Anleitung der elfköpfigen Zirkustruppe eine Show aus rund acht Nummern erarbeiten.

Vielseitiges Team am Werk
Janina und Sarah gehören seit Jahresbeginn zur Truppe. Den Zirkus kennt die gelernte Gärtnerin Janina schon aus Kindertagen. Ihre Mutter, eine Lehrerin, hat einmal mit einer Klasse am Wunderplunder teilgenommen. Damals war die kleine Janina am Rand mit dabei, heute ist sie Kostümverantwortliche und Zeltassistentin des Zirkus. Sarah hingegen kümmert sich im «Zirkusbüro» vor allem um die Tourneeplanung. Die ausgebildete Primarlehrerin hat über Umwege zum Wunderplunder-Team gefunden.

Dieses ist überhaupt ein bunt gemischter Haufen: Aktuell sind von einem Tänzer über einen Schreiner und einer Orthopädistin bis zum Automechaniker viele Quereinsteiger mit von der Partie. Janina ist mit 22 Jahren das jüngste Mitglied, das älteste ist 35-jährig, Altersbegrenzungen existieren jedoch keine. Im Zelt ertönt Musik, die Hauptprobe hat begonnen. Sarahs Augen leuchten: «Im Maiezyt machen anders als sonst sogar die Betreuerinnen und Betreuer bei der Show mit!»

Das Zirkusjahr dauert jeweils von Februar bis Mitte Dezember. Nach der traditionellen Dernière im Oktober in Burgdorf geht es gleichenorts in das 5-monatige Winterquartier in der städtischen Kulturfabrik. «Dann waschen und reparieren wir unser Zelt, aber auch die Kostüme sowie das Animationsmaterial werden gereinigt und geflickt», erläutert Janina. In diesem Zeitraum bietet der Zirkus überdies ein entlöhntes Praktikum für Menschen mit einer Behinderung an. «Im Winterquartier fallen auch alle Entscheidungen für die kommende Saison, etwa, wer für das alljährliche Theaterstück Regie führt. In der Spielzeit steht nämlich immer mittwochs das Wunderplunder-Team selbst im Scheinwerferlicht. In der Saison 2020 wurde eine Adaption von «Don Quijote» gegeben.

Halbierte Spielzeit wegen Corona
Gemeinsam mit der vom Team auserkorenen externen Theaterperson werden das jeweilige Stück, die Musik und das Kostümbild definiert. Die Proben beginnen Mitte März des neuen Jahres und dauern sieben Wochen. In die Winterperiode fällt auch die Neurekrutierung des Teams, um Abgänge zu ersetzen. Derweil laufen das Fundraising und die Kommunikationsaktivitäten für die kommende Saison auf Hochtouren. «Corona hat 2020 unsere 18-wöchige Spielzeit halbiert», erklärt Sarah, «wir konnten erst im Juli statt im Mai loslegen.

Aufgrund der behördlichen Auflagen durften wir unsere 250 Zuschauerplätze auch nur zu einem Drittel besetzen». Der Umsatzrückgang an der Abendkasse sowie an der Bar hat die Einnahmen geschmälert, auf die der Zirkus angewiesen ist, besonders, während er nicht auf Achse ist. Die Hälfte der Budgetkosten tragen die Vertragspartner, die Schulen an den Spielorten, die dem Zirkus für das wöchige Gastspiel jeweils 11 500 Franken entrichten, einen weiteren Teil decken Sponsoren und Gönnerinnen und Gönner.

Das Wunderplunder-Team leistet seinen Beitrag, indem es sich mit einem bescheidenen monatlichen Gehalt von 1200 Franken pro Person begnügt. Das schweisst zusammen. «Wir sind tatsächlich eine grosse WG», lacht Janina. Die beiden blicken trotz Corona zuversichtlich auf die Saison 2021. Sie ist einschliesslich ausserkantonaler Destinationen praktisch ausgebucht. Nebst früheren Spielorten kommen immer auch neue hinzu, so 2021 Oberbalm. Die Daten vor den Sommerferien, wenn in den meisten Schulen der Notenstress zu Schulschluss vorbei ist, sind begehrt. Gegen Saisonende kommen vorwiegend heilpädagogische Schulen oder Heime, deren Schuljahr anders getaktet ist, zum Zug, wie jetzt das «Maiezyt». Zwei Tage nach Ende des Gastspiels zieht der bunte Tross aus sieben Wohnwagen, Küchenwagen, Materialwagen, Traktoren sowie einem Kleinlaster weiter nach Olten, neuen zirzensischen Momenten entgegen.

Theaterzirkus Wunderplunder

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