Wunderkammern in der Stadt
Was uns ekelt, stellt für andere Lebewesen das Paradies dar: Elefantendung im Museumssatelliten im Wyler.
TEXT: SIMON JÄGGI; BILD: LISA SCHÄUBLIN
«Alles grosser Mist?» steht an der Glastüre der ehemaligen WC-Anlage an der Wyler-Busstation. Im WC selbst liegt ein Haufen Elefanten-Dung. Das Naturhistorische Museum hat seit März die öffentliche Toilette, die vor einigen Jahren geschlossen wurde, gemietet und darin seinen zweiten Satelliten eröffnet. Das Thema der ersten Mini-Ausstellung ist naheliegend: Es geht um Mist und andere Sichtweisen. Was uns ekelt, stellt nämlich für andere Lebewesen das Paradies dar.
Hinter den Satelliten steckt ein neues Konzept des Naturhistorischen Museums: Es will vermehrt seine Fühler in die Stadt ausstrecken. Im November 2013 hat das Museum bereits eine kleine Wunderkammer in der Matte eröffnet. In der denkmalgeschützten Litfasssäule und ehemaligen Telefonkabine zeigt es seither Ausstellungen im Mikro-Format. Der Satellit hat bereits für einiges Aufsehen gesorgt: So haben die Gestalter des Museums die Litfasssäule auch schon in einen riesigen Abfallsack eingepackt mit dem Thema: Stadttiere, die sich von unseren Abfällen ernähren – beispielsweise Füchse.
Leider hielt diese Installation aber nicht lange. Wahrscheinlich wurde der «grösste Ghüdersack der Stadt» Opfer eines Vandalenakts und entsorgt. Der Verbleib des riesigen Sacks, der in Tat und Wahrheit aus Stoff besteht, konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.