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«Wir sind mit vollem Herzblut hier»

Am Ende des Sommers werden blaue Netze über die Rebstöcke gespannt, um sie vor Vögeln zu schützen.

20.11.2024

Nässe, falscher Mehltau, Vogelschwärme und hungrige Dachse: Es war kein einfaches erstes Jahr für die neuen Pächter des Rebbergs auf der St. Petersinsel. Und dennoch: Der Ertrag ist gut, die Qualität stimmt, der Enthusiasmus ist ungebrochen. «Es ist mein Traumjob», sagt Lorenz Hämmerli.

TEXT: CHRISTOPH BUSSARD; BILDER: CLAUDIO ZINGARELLO

Der kleine Fuchs weiss die feinen Dinge des Lebens zu schätzen. Entspannt zieht er durch die Chasselas-Rebstöcke und gönnt sich ein paar Trauben.

St. Petersinsel, später August. Ein wunderschöner Morgen, die Bise weht leicht, es ist angenehm frisch. Die Szenerie: perfekt. Der glitzernde Bielersee, das altehrwürdige Klosterhotel, dahinter der Rebberg, der sich ausdehnt bis hinauf zum Wald. Seit Anfang Jahr bewirtschaften Andrea und Lorenz Hämmerli diesen burgerlichen Rebberg an einzigartiger Lage. Bis vor kurzem taten sie dies noch zusammen mit dem Pächterpaar Carol und Beat Burkhardt vom Weingut Bielerhaus in Ligerz, doch dieses hat sich aus persönlichen Gründen zurückgezogen. «Wir schaffen das», sagt Lorenz Hämmerli zur neuen Situation, «wir sind gut aufgestellt und mit vollem Herzblut hier». Im Sommer umfasst das Team zehn Personen, im Winter fünf. Für den 'Läset', die Ernte im Herbst, wächst das Team gar auf 25 Personen an.

Bild Legende:
Andrea und Lorenz Hämmerli

Ein nasser Frühling mit Folgen

So schön dieser Spätsommertag auf der St. Petersinsel auch ist – im ersten Pachtjahr herrschte nicht nur eitel Sonnenschein, wie Lorenz Hämmerli betont. Der nasse Frühling brachte den falschen Mehltau in die Reben, eine Pilzkrankheit, welche die Trauben zum Absterben bringt. Zum Glück hielt sich der Schaden in Grenzen. «Es gibt Reben in der Schweiz, da hängt keine einzige Traube mehr. Da ist es bei uns verhältnismässig gut», sagt Lorenz Hämmerli. Erst recht, wenn man bedenkt, dass Hämmerlis auf biologischen Weinbau setzen.

Neben Chardonnay, Chasselas, Heida, Pinot gris, Pinot noir, Gamaret und Mara wachsen im Rebberg der St. Petersinsel auch Divico-Trauben. Die rote Rebsorte, eine Kreuzung aus Gamaret und Bronner, hat eine besondere Eigenschaft: Sie ist widerstandsfähiger gegen falschen und echten Mehltau. «Das ist ein Teil der Zukunft», sagt Lorenz Hämmerli.

Vogelschutz in Blau

Beim Blick über den Rebberg fallen sofort die blauen Schutznetze ins Auge, welche über die meisten Rebstöcke gespannt sind. «Ohne diese Netze würden die Vögel 90 Prozent der Trauben fressen», erklärt Lorenz Hämmerli. Zum einen ist die St. Petersinsel ein Naturschutzgebiet und die Vogelpopulation in diesem wertvollen Brut- und Überwinterungsgebiet entsprechend gross. Zum anderen ist der Rebberg auf der St. Petersinsel sehr exponiert, was ihn umso attraktiver macht für Vögel. Die Farbe der Netze ist bewusst gewählt, wie Andrea Hämmerli sagt: «Die Vögel erkennen blau.» Die fachgerechte Montage und die richtige Farbe sorgen dafür, dass sich kein Vogel in den Netzen verfangen kann. Regelmässige Kontrollen werden dennoch gemacht.

Bald sollen neue Hagelschutznetze montiert werden, die unterhalb der Traubenzone mit Kabelbindern zusammengebunden werden. Diese Netze stellen ebenfalls keine Gefahr für Tiere dar und werden nebst dem Hagel auch die Vögel abhalten, den Fuchs – und die Dachse, die im Rebberg einen weitaus grösseren Schaden anrichten.

Bild Legende:
Chasselas, Chardonnay, Heida... Zahlreiche Traubensorten wachsen auf der St. Petersinsel.

Insel und Wein sollen zusammengehören

Andrea und Lorenz Hämmerli stehen oben am Hang bei der kleinen Remise, der Blick schweift über den Rebberg, das Klosterhotel, den See. «Auch wenn nicht immer alles lustig ist – es ist mein Traumjob», sagt Lorenz Hämmerli. Auch seine Frau Andrea, die sich sonst primär um den Verkauf kümmert, schwärmt. «Hier draussen zu sein, bedeutet mir viel. Und der 'Läset' ist für mich wie Ferien.» Beide haben sie ein grosses Ziel: dass die St. Petersinsel künftig wieder stärker mit Wein in Verbindung gebracht wird. Das muss einerseits über die Qualität des Weins gelingen, anderseits über das Marketing, bei dem die beiden erwachsenen Töchter eine grosse Unterstützung sind. Die neue Weinetikette ist bald fertig, ebenso die Infotafel, die auf der Insel montiert werden soll. Zudem wird die Webseite neugestaltet, die digitale Sichtbarkeit ist essenziell. Ein moderner Online-Shop soll den Weinkauf besonders unkompliziert gestalten, gleichzeitig ist der persönliche Kontakt wichtig. Gerade Stadtbernerinnen und Stadtberner sollen gezielt angesprochen werden: Hämmerlis beabsichtigen, den Inselwein regelmässig in die Stadt zu bringen. Neben persönlichen Lieferungen sind Anlässe geplant, bei denen sich das Pächterpaar mit Weinliebhabenden austauschen und die Verbindung zum Inselwein pflegen kann.

Lorenz Hämmerli tastet ein paar Chasselas-Trauben ab. «Die sind sehr weit, die letzten acht Wochen haben ihnen gepasst.» Andere Trauben hingegen hätten Mühe, zur Endreife zu gelangen. «Es ist nicht immer möglich zu sagen, warum welche Traube gut vorwärtskommt und welche nicht.» Manchmal verzweifle man schier, «aber interessant bleibt es immer».

Angesichts des wettermässig schwierigen Jahrs seien sie mit der Ernte auf der St. Petersinsel «sehr zufrieden», vermeldet Lorenz Hämmerli am 8. Oktober, einem Regentag. «Die Qualität stimmt.» Ein Team von rund 25 Personen habe bislang den Pinot Gris, den Pinot Noir und den Chasselas geerntet. Den Chardonnay lasse man noch «ein paar sonnige Tage lang» hängen, dann werde er ebenfalls geerntet.

Lesen Sie hier den ersten Teil des Beitrags.

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