Vom neuen Brunnen aus altem Holz
TEXT UND BILDER: PASCAL MATHIS
Wer sich dem Betrieb von Ernst Reber nähert, kommt am Brunnen nicht vorbei. Imposant liegt das gut vier Meter lange Teil vor dem Eingang; geschützt unter einem Vordach und gefüllt mit Wasser, das an diesem März-Morgen leicht angefroren ist. «Das Wasser braucht es, damit sich keine Spalte bilden», erklärt Reber sofort. Er hat den fragenden Blick des Besuchers richtig gedeutet. Naja, ein Brunnen, der rinnt, würde nicht nur Wasser, sondern auch einiges an Ausstrahlung verlieren. Doch der Reihe nach.
Der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern fällte den Baum Anfang Jahr im Schattrain, ein Steinwurf von Ernst Rebers Betrieb entfernt. Reber holte den imposanten Stamm der knapp 100-jährigen Weisstanne ab und begann mit seinen Arbeiten. Zuerst wurde abgedeckt (das Aufsagen der Länge nach), dann ausgehöhlt. Demnächst steht noch das Schleifen und das Erstellen des Stocks, wo das Wasser herausfliessen wird, an.
Die Erfahrung vom Brunnenprofi
Was einfach klingt, ist Feinarbeit. Denn was einmal weggesägt ist, ist weg. Und schliesslich soll der Brunnen zuverlässig Wasser liefern, damit sich die Schwinger vor ihrem Einsatz erfrischen und stärken können. Für Ernst Reber («Uh nein, ich bin selber gar kein Schwinger») ist das kein Problem. Rund 50 solcher Brunnen hat er in seiner Laufbahn bereits angefertigt; einige davon auch für Schwingfeste.
Wichtig für ihn: Ans Endprodukt kommt keine Chemie dran. «Kein Lack, kein Spray, nichts – nur geschliffen wird», hält er fest. «Das Trinkwasser für die Schwinger soll schliesslich sauber bleiben.»
Eine Arbeitswoche und ein noch unbekanntes Tier
Insgesamt rund fünf Arbeitstage wird Ernst Reber letztlich aufwenden – verteilt auf mehrere Wochen. An diesem Morgen widmet er sich dem Stock, in welchen er mit der Motorsäge noch ein Tier schnitzen wird. Für welches Tier sich Reber entscheidet, zeigt sich ab der ersten April-Hälfte. Ab dann ist der fertige Brunnen nämlich in Neuenegg ausgestellt, bevor er vom 29. Mai bis 2. Juni am Mittelländischen Schwingfest richtig zum Einsatz kommen wird.
Ernst Reber freut sich jedes Mal, einen Brunnen fertigen zu dürfen. Ebenso Freude habe er aber jeweils, wenn einer seiner Brunnen auch nach einem Fest noch irgendwo verwendet werde. Gefüllt mit Wasser, damit es keine Spalte gibt.