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«Nicht nur Kinder, auch Erwachsene lieben Geschichten»

Simone Hofstetter im Bernischen Historischen Museum neben der Replik einer aztekischen Statue des Xolotl

13.11.2023

Vor der geplanten grossen Sanierung des Bernischen Historischen Museums werden demnächst die Weichen gestellt und dabei in Stein gemeisselt, was alles erneuert wird. Die studierte Historikerin Simone Hofstetter sitzt für die Burgergemeinde im Stiftungsrat des Museums. Sie erläutert, was in der Projektierungsphase genau passiert, über die abgestimmt wird.

TEXT: MARTIN GRASSL; BILDER: SIMON STÄHLI (Porträt) / ALEXANDER GEMPELER (Museumsgebäude)

Der Kredit, über den das burgerliche Stimmvolk am 13. Dezember abstimmt, läutet die Projektierungsphase ein. Dann werden die grossen Weichen für die Sanierung des Hauses gestellt, die in den Jahren 2027 bis 2031 geplant ist. Was geschieht genau in der mit insgesamt CHF 7,5 Mio. veranschlagten Projektierungsphase?
Simone Hofstetter: Mit dieser Phase beginnt ab April 2024 ein wichtiger Abschnitt, in dem festgeschrieben wird, was genau gebaut wird. In diesen zwei Jahren bis Dezember 2025 wird zuerst ein Vorprojekt erstellt. Auf seiner Basis wird das Bauprojekt entwickelt und dann das Baugesuch ausgeschrieben, vorausgesetzt, der Baukredit wird bewilligt.

Können Sie die wichtigsten Neuerungen nennen, die in der Projektierungsphase in Stein gemeisselt werden?
Die gesamte Haustechnik wird erneuert sowie das ganze Gebäude barrierefrei zugänglich. Durch die gebäudetechnische Sanierung wird der Energieverbrauch um 30 bis 50% sinken. Weiter wird das Museum szenografisch zeitgemäss neu konzipiert, was grosse innenräumliche Auswirkungen nach sich zieht. Die bisherigen Sackgassen verschwinden, wodurch endlich Rundgänge ermöglicht werden.

Sie vertreten die Burgergemeinde als Drittelsträgerin des Museums im Stiftungsrat. Worauf legt die Burgergemeinde bei der geplanten Sanierung wert?
Uns ist die Einhaltung des Kostendachs wichtig und dass mit den Ressourcen gut umgegangen wird. Es handelt sich um eine aufwendige Sanierung, deshalb soll sich das Museum dank der baulichen Anpassungen auch inhaltlich modernisieren können. Das Haus wirkt heute etwas aus der Zeit gefallen und soll aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden. Geschichte soll hier als etwas Lebendiges präsentiert werden, zudem sollen sich auch weniger museumsaffine Menschen angesprochen fühlen.

Das «Museumsquartier Bern» ist der Burgergemeinde ein Herzensprojekt. Welche Anliegen fliessen hier in die Sanierung des Bernischen Historischen Museums ein?
Die bevorstehende Projektierungsphase ist diesbezüglich sehr wichtig. Das Museum soll eine zweite Zugangsseite erhalten und sich damit vermehrt Richtung Süden zum Museumsquartier ausrichten. Im Hinblick auf das gemeinsame Museumsquartier Bern sollen Einzellösungen als Folge von «Gärtlidenken» ausgeschlossen werden. Das gilt besonders für Infrastrukturen wie Cafés oder Konferenzräume.

Wie wurde die Burgergemeinde Drittelsträgerin des Bernischen Historischen Museums?
Im Jahr 1889 gründeten der Kanton, die Stadt sowie die Burgergemeinde Bern gemeinsam die «Stiftung Schweizerisches Nationalmuseum». Das geplante Museum wurde aber in Zürich realisiert und die Stiftung 1893 in «Stiftung Bernisches historisches Museum » umbenannt. Seit 1998 beteiligen sich zudem die Agglomerationsgemeinden finanziell daran.

Welche Verbindung haben Sie zum Bernischen Historischen Museum?
Als Besucherin schätze ich besonders die Sonderausstellungen. Ich begrüsse dazu sehr die neu gelebte Offenheit, etwa im Museumspark, wo man sich heute ungezwungen aufhalten kann. Das Museum hat dadurch deutlich an Attraktivität gewonnen.

Hatten Sie schon vor Ihrem Engagement im Stiftungsrat einen persönlichen Bezug zu Museen?
Ich bin eine leidenschaftliche Museumsbesucherin, aber auch eine kritische. Wenn ich mich langweile, kann ich einer Ausstellung ziemlich schnell den Rücken kehren. Als Stiftungsrätin betrete ich dagegen Neuland.

Hat Ihr Einsitz im Stiftungsrat des Museums Ihre Sicht als Historikerin verändert?
Mein Einsitz geht mit einem Perspektivenwechsel einher, was ich als spannend empfinde. Ich denke besonders an die Sammlung, die die Öffentlichkeit nicht zu Gesicht bekommt und der man zu mehr Sichtbarkeit verhelfen will. Denn Zukunft hängt mit Herkunft zusammen, und wir sind alle Summe unserer Geschichten.

Was möchten Sie im Bernischen Historischen Museum bewegen?
Dass ein frischer Wind durch seine Gemäuer bläst und die Berner Geschichte in ihm lebendig wird. Über jedes Exponat gibt es etwas zu erzählen. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene lieben Geschichten und Erlebnisse. Daran soll angeknüpft werden.

Weshalb engagieren Sie sich für die Burgergemeinde?
Ich empfinde mich als privilegiert und will der Gesellschaft etwas zurückgeben. In der Burgergemeinde bin ich Teil eines grossen Ganzen und lerne viele interessante Menschen kennen. Mein ehrenamtliches Engagement ist zudem eine schöne Ergänzung zu meinem beruflichen Alltag als Dokumentalistin in der Bild- und Videoredaktion von Schweizer Radio und Fernsehen SRF.

Zu den Abstimmungsvorlagen

Bild Legende:
Das Bernische Historische Museum

Weitere Informationen.

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