Navigieren auf Burgergemeinde Bern

Benutzerspezifische Werkzeuge

Inhalts Navigation

Sie beherrscht die Königsdisziplin

Forstwartin Bettina Kolly
13.05.2020

Wenn es im Wald laut zu und her geht, fühlt sie sich wohl: Forstwartin Bettina Kolly liebt ihren Beruf und die Arbeit zwischen den Bäumen von ganzem Herzen. Gerade auch, weil täglich neue Herausforderungen anstehen. Denn die Arbeit als Forstwartin bringt weit mehr mit sich, als nur Bäume fällen.

TEXT: LEA RÖTHLISBERGER / BILD: MARTIN GRASSL

Über fehlende Arbeit während der Corona-Krise kann sich Bettina Kolly nicht beklagen: Die vielen Stürme in den vergangenen Monaten haben im burgerlichen Wald grossen Schaden angerichtet. Als erstes müssen die umgestürzten Bäume weggeräumt werden. Da diese unter enormen Spannungen stehen, ist dies eine Hochrisikoarbeit. Die Forstwartin spricht von der Königsdisziplin im Wald. «Dem Risiko der Arbeit sind wir uns in unserem Beruf jedoch bewusst. Wir müssen die Gefahren richtig einschätzen können, dazu brauchen wir eine gute Ausbildung.» Genauso wie das Fällen, gehört aber auch das Pflanzen von Bäumen zu den Arbeitsaufgaben einer Forstwartin.

Aufgrund der Sturmschäden müssen im Forstbetrieb der Burgergemeinden Bern im Frühling rund 50‘000 neue Bäume gepflanzt werden. Diesem Arbeitsschritt geht eine exakte Planung voraus, denn nebst Eichen und Fichten werden besonders klimataugliche Bäume wie Douglasien gepflanzt. Bettina Kolly mag die Abwechslung in ihrem Alltag: «365 Tage lang Bäume fällen wäre langweilig, ich liebe die verschiedenen Tätigkeiten je nach Jahreszeit.»

Das Ziel stets vor Augen
Wenn Bettina Kolly über ihren Beruf spricht, ist die Leidenschaft sogar durchs Telefon zu spüren. Als Forstwartin muss man den Wald mögen, doch damit ist es nicht getan. «Vogelzwitschern ist schön, aber wenn man den ganzen Tag Bäume fällt, hört man davon nichts», sagt Bettina Kolly. Seit sie klein ist, schlägt ihr Herz für Motorsägen und schwere Maschinen. Damit geht es ihr gleich wie ihrem Vater, der ebenfalls Forstwart ist. Die Familie war zu Beginn allerdings gar nicht begeistert von Kollys Berufswunsch. «Meiner Mutter zu liebe ging ich zwei Tage lang als Schreinerin schnuppern. Aber die genaue Arbeit und das Zählen von Hundertstelmillimetern, das war schrecklich.»

Ihr Ziel verlor Bettina Kolly nie aus den Augen. Als junge Frau musste sie lernen, sich im Männerberuf durchzukämpfen. «Ich wusste zuerst gar nicht, dass Forstwart vorwiegend ein Männerberuf ist», sagt sie. Die Suche nach einer Lehrstelle gestaltete sich als sehr schwierig, fast immer wurden trotz Kollys besseren Schnupperzeugnissen die männlichen Bewerber bevorzugt.

Mit Waldbesuchenden im Gespräch
Doch nicht nur aufgrund ihres Geschlechts wird sie im Arbeitsalltag mit Schwierigkeiten konfrontiert: Forstwartinnen und Forstwarte erfahren bei der Arbeit im stadtnahen Wald nicht selten Beleidigungen von Waldbesuchenden. «Wir werden wöchentlich mit Kritik konfrontiert, oft zeigen die Leute kein Verständnis und missachten unsere Absperrungen. Ich wurde auch schon als Baummörderin bezeichnet.» Solche Begegnungen gehörten zum Beruf, sie lasse es sich nicht nahekommen und versuche, mit den Leuten ein Gespräch zu beginnen, erklärt Bettina Kolly.

Wichtig ist für die Forstwartin dabei, die Besucherinnen und Besucher für das Thema zu sensibilisieren – was im persönlichen Gespräch auch häufig gut gelingt - sowie das Bewusstsein für nachhaltige Holzproduktion zu vermitteln. «Meine Arbeit braucht es für die Herstellung von unterschiedlichsten Produkten wie Tischen, Chuchibrättli, Baumaterialien, Papier- und Kartonprodukten oder Energie (z.B. Holzschnitzel), sogar WC-Papier war mal Holz.» Mit ihrer Arbeit trägt die junge Forstwartin somit auch zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Waldbewirtschaftung bei.

abgelegt unter: Natur, Forstbetrieb

Weitere Informationen.

Medaillon Print

Digital lesen

Das Medaillon als PDF

Gedruckt bestellen

Burgergemeinde Bern
Medaillon
Bahnhofplatz 2
Postfach
3001 Bern
+41 31 328 86 00

Medien

Medienmitteilungen der Burgergemeinde

Fusszeile