Saalistock: auch nach der Sanierung offen für alle
TEXT: PASCAL MATHIS / BILD: RETO WIRZ
Die Jupiterstrasse 59. Eine Bernerin oder ein Berner, nicht vertraut mit dem Wittigkofen-Quartier, würde danach gefragt wohl spontan auf eines der Hochhäuser tippen. Denn vielen Stadtbewohnern dürfte nicht bekannt sein, dass die Strasse nicht nur aus den markanten Wohntürmen besteht. Auch ein historisches, denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 17. Jahrhundert gehört dazu: der Saalistock.
Unumgängliche Sanierung
Genau dieser Saalistock ist aber in die Jahre gekommen; eine umfassende Sanierung ist unumgänglich. Besonders die Gebäudehülle und die Haustechnik sind in einem schlechten Zustand. Ab Frühling 2020 lässt die Burgergemeinde Bern als Eigentümerin das Gebäude darum rundum erneuern: Anstelle einer Ölheizung wird das Haus einer bestehenden Fernwärmeleitung angeschlossen, Räume werden umgebaut, die Küche ersetzt, neue Parkettböden und Sandsteinplatten verlegt, und im Obergeschoss wird der Saal wieder so aufgeteilt, wie es ursprünglich der Fall war.
Auch von ausserhalb des Saalistocks (oft auch Saalihaus genannt) wird man Arbeiten feststellen: Die Gebäudehülle wird saniert. So werden beispielsweise die historischen Fassadenteile aus Sandstein instandgesetzt, ebenso gibt es neue Fenster und neue Dachziegel. Die gesamte Sanierung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der städtischen Denkmalpflege, um die historisch wertvolle Bausubstanz zu schonen.
Für die Jugend, aber längst nicht nur
Bereits jetzt ist klar, wer nach der Sanierung den Saalistock wieder mit Leben füllen wird: Es ist der Trägerverein für die offene Jugendarbeit der Stadt Bern («toj»). «toj» mietet das Gebäude künftig für die Quartierarbeit und stellt es gleichzeitig der ganzen Quartierbevölkerung zur Verfügung, was der Burgergemeinde ein grosses Anliegen war. So kommen auch der Quartierverein und die Reformierte Kirche zu Räumen für ihre Anlässe und weiteren Tätigkeiten, nachdem bereits bisher die Quartiergemeinschaft den Saalistock genutzt und betrieben hat. Die zur Verfügung gestellten Räume können weiterhin zu moderaten Preisen gemietet werden. Der Bau wird somit zum «polyvalenten Jugend- und Freizeithaus» – mit offenen Türen für alle Interessierten.
Der Saalistock schreibt damit ein weiteres Kapitel seiner langen Geschichte. Gebaut um 1650 war der Bau einst Teil der ehemaligen Bauernhausgruppe Saali. Im 18. Jahrhundert wurde ein Treppenturm abgebrochen, ein Anbau erweiterte das Gebäude dafür um rund einen Drittel. Für die neue Überbauung Wittigkofen wurden in den 1970er-Jahren alle Nebengebäude abgebrochen, einzig der Saalistock blieb erhalten. An der heutigen Jupiterstrasse 59, wo die Sanierung übrigens kommenden Herbst abgeschlossen sein wird.
(Dieser Beitrag erschien am 12. Februar 2020 bereits in der Quartierzeitung «dr JUPI».)