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Openair «ir Öpfuhostet» mit einheimischen Bands

11.05.2020

Seit vier Jahren treten am Openair Deisswil einheimische Nachwuchsbands inmitten von Apfelbäumen auf. Die jungen Festivalinitianten wurden letzten November für ihr grosses Engagement mit dem Hauptpreis des Prix Effort ausgezeichnet. Mit je einem Förderpreis kamen zudem das Hip-Hop-Duo «Opération Zéro» sowie die innovative Musikschule «Musik im Dach» in die Kränze.

TEXT: MARTIN GRASSL; BILDER: SIMON STÄHLI/ZVG

Klein aber fein und gänzlich mit «homegrown» Line-up: Am 14. und 15. August ist es hoffentlich wieder soweit, dann steigt zum vierten Mal das idyllisch gelegene Openair Deisswil in der Nähe von Münchenbuchsee. Das Engagement der acht jungen Festivalmacherinnen und -macher aus der Region brachte ihnen den Hauptpreis des Prix Effort 2019 ein.

«Wir wollen nicht grösser werden, sondern unseren familiären Charme beibehalten. Dennoch gilt es noch einige Dinge zu verfeinern und zu professionalisieren», meint Noemi Hüsser vom Festival-OK. So zeichnet für das bunte Programm 2020 erstmals eine erfahrene Bookerin aus dem engen Freundeskreis des Openair-Teams verantwortlich. Realisiert wird das Festival nämlich sonst von ehrenamtlichen Quereinsteigern. Alle im Team legen Hand an, sei es beim Bühnenaufbau, der grafischen Gestaltung, der Administration und Planung. «Der Vorlauf des Festivals beträgt mittlerweile fast schon ein Jahr, so sind wir nicht mehr auf dem letzten Drücker unterwegs», wie Mitorganisator Joel Hüsser schmunzelnd erklärt.

Die 12'000 Franken Preisgeld kommen als finanzielle Absicherung für die nächsten Jahre wie gerufen. Angestrebt wird die Konstituierung des Festivals als Firma, «damit wir nicht mehr länger für alles aus dem eigenen Portemonnaie geradestehen müssen», so Joel Hüsser. Vor allem gefreut hat das Openair Deisswil, dass der Preis ein Projekt aus der Region für die Region wertschätzt. Nebst zahlreichen Newcomer-Bands aus dem Kanton Bern wird nämlich auch auf gastronomischer Ebene strikt auf Regionales gesetzt. Und auch das Zielpublikum stammt ebenfalls aus der Umgebung. Man durfte sich aber auch schon über Musikfans aus Biel, Burgdorf und Bern freuen. «Nebst unseren Freundinnen und Freunden haben bisher fast alle Altersklassen ans Openair gefunden!», begeistert sich OK-Mitglied Jasmine Fahrni. 2020 wird zudem ein paar Neuerungen bringen: Das Festivalgelände soll noch optimaler einbezogen werden, sodass alle der bis zu 500 Besuchenden gute Sicht auf die Bühne hätten, und weiter soll eine besondere Attraktion für Abwechslung auf dem Festivalgelände sorgen. Acht Acts sind 2020 angesagt. Von Hip- Hop über Reggae, Soul Pop und Rock hat es alles dabei. «Das Schöne ist, dass die stilistische Bandbreite unserer Bands ein ebenso buntes Festivalpublikum anzieht» betont Jasmine Fahrni.

www.openairdeisswil.ch


Musik im Dach
Sie haben letzten August mitten in Bern mit «Musik im Dach» die etwas andere Musikschule ins Leben gerufen. Das junge Kollektiv aus sieben Lehrkräften stammt aus der hiesigen Jazzszene, fast alle haben Pädagogik studiert. Ihre Schule, untergebracht in drei Räumen in einem lauschigen Altbau an der Effingerstrasse in Bern, schliesst eine Lücke im lokalen Musikbildungsangebot und wurde deshalb mit dem Förderpreis des Prix Effort 2019 ausgezeichnet. «Im Mittelpunkt stehen bei uns die Interessen und persönlichen Ziele unserer Schülerinnen und Schüler sowie die Möglichkeit von Gruppenunterricht zu zweit oder als Band, letzteres wird besonders gerne genutzt», so Mitinitiantin und Trompeterin Sonja Ott. Saxofonist Gabriel Wenger ergänzt: «Wir gehen bewusst auf die Schüler ein, sie sollen sich ihre Lernziele selbst stecken, wir unterstützen sie im Erreichen dieser.»

Die gratis Schnupperlektion hilft den Unterrichtseinstieg erleichtern, daneben existieren noch sogenannte «Tage des offenen Dachs», an denen in der Schule ausprobiert und diskutiert werden kann. Sonja Ott ergänzt: «An vielen Musikschulen geben die halbjährlichen Vortragsübungen den Semestertakt vor, das sorgt bei einigen für Stress, auch bleibt somit oft wenig Raum für andere Inhalte.» Gabriel Wenger hakt nach: «Bei uns docken etliche junge Erwachsene wieder an, die durch den üblichen Unterricht ihre Freude an der Musik verloren haben und bei uns wieder Feuer fangen.» Bei «Musik im Dach» kann überdies auch bei einer Lehrperson mit anderem Instrument Unterricht genommen werden: So kann etwa eine Saxofonistin, die sich mit Jazz-Improvisation beschäftigt, auch zum Basslehrer oder zur Klavierlehrerin in den Unterricht gehen oder mit ihnen «jammen». Die Möglichkeit, den eigenen Stundenplan flexibel zusammenstellen zu können und nur die besuchten Lektionen bezahlen zu müssen, ist nahezu einzigartig.

Zielpublikum von «Musik im Dach» sind alle Altersgruppen, mittlerweile nutzen vor allem Erwachsene das Angebot, «auch weil für jüngere Altersgruppen subventionierte Angebote existieren», wie Sonja Ott erklärt. Die Lehrkräfte von «Musik im Dach» üben alle zugleich eine rege Konzerttätigkeit aus und können so ihre Leidenschaft für Musik direkt im Unterricht weitergeben. Für interessierte Schülerinnen und Schüler ist statt einer Vortragsübungen übrigens ein Tagesanlass mit mehreren Konzerten geplant. Die Schule ist noch jung, die aussergewöhnlichen Ideen sind zahlreich. Das Kollektiv ist voller Tatendrang, sich in Bern mit seinem besonderen Angebotskonzept einen klingenden Namen zu machen.

www.musik-im-dach.ch


«Les autres c’est nous»

Die Kernbotschaft des Hip-Hop-Duos «Opération Zéro» gilt gerade auch in Coronazeiten. «Als wir unsere Band vor zwei Jahren gründeten, beschäftigte uns damals sehr, wie oft wir Menschen von den Anderen sprechen», klärt Bandmitglied Jay auf, «und dass diese uns wiederum genauso als die Anderen bezeichnen. ‹Les autres c’est nous› ruft uns diese kurzsichtige Sichtweise in Erinnerung, sitzen wir alle doch im selben Boot.» Bandmate Malick doppelt nach: «Mit unserer Botschaft ‹Les autres c’est nous› wollen wir unser Augenmerk auf das Verbindende legen, statt auf Trennendes.» Der urbane, tanzbare Hip-Hop-Sound von «Opération Zéro» tut das Seinige, die Botschaft unter die Leute zu bringen, und hat der Combo eine treue Fanbase in und um Bern beschert.

Und auch die Jury des Prix Effort vermochte das aufstrebende Gespann mitzureissen, was zur Verleihung eines Förderpreises führte. Kennengelernt haben sich die beiden in einem Chorprojekt, bei dem Malick beatboxte und Jay an der Gitarre war. Nach einem spontanen Jam zu zweit, standen sie bald schon das erste Mal gemeinsam auf der Bühne und merkten sofort, dass es zwischen ihnen funkte. Lyricmässig sind «Opération Zéro» vom französischen Rapper mit senegalisch-kongolesischen Wurzeln, Youssoupha, inspiriert, aber sie schätzen auch die Texte der hiesigen Stars Lo & Leduc. Was die Live Show angeht, zeigen sich Jay und Malick vom positiven Vibe des belgischen Electro-Hip-Hoppers Stromae animiert. «Opération Zéro» sind drauf und dran, ihren Aktionsradius über den Raum Bern auf die Kantone Solothurn, Fribourg und Zürich auszuweiten. Ihre Single «Darfi bitte?», am Tag der Prix Effort-Preisverleihung veröffentlicht, läuft zurzeit häufig auf Radio Fribourg.

In dieser weiteren Aufbauphase Singles und Videos zu produzieren, kostet Geld, wie auch Werbung in den Sozialen Medien sowie die nötige Aufstockung des Bühnenequipments mit Pedal Boards und kabellosen Mics. «Opération Zéro» investieren sehr viel Zeit in ihr Bandprojekt. «Jede Freundin wäre eifersüchtig auf die Freundschaft von Malick und mir», meint Jay lachend. «Wir sehen uns sicher drei bis vier Mal in der Woche zum Proben, Schreiben von neuen Songs und Planen unsere Promotion». Der Förderpreis hat Jay und Malick zum Jubeln gebracht. «Der Preis der Burgergemeinde bedeutet für uns einen immensen Anschub», betont Jay, «auch was Connections angeht».

Der Titel «Rooftops» wurde auf Radio SRF3 im World Music Special gespielt und läuft seither immer wieder auf diesem Sender. «Prix Effort- Jurymitglied und SRF Nachrichtenmoderatorin Rebecca Villiger hat uns dabei sehr geholfen», betont Jay begeistert. Die Fans von «Opération Zéro» dürfen im Herbst mit weiteren Singles und Videoclips ihrer Lieblinge rechnen, am 14. August tritt der Act zudem auch am Openair Deisswil auf.

www.operationzero.ch

PRIX EFFORT: BEREIT FÜR DIE ZUKUNFT

Beim Prix Effort gibt es einige Veränderungen. Neu richtet sich der Preis an 16- bis 27-jährige Berner Talente. Ausgezeichnet werden weiterhin clevere Projektideen, gesellschaftliche Engagements oder besondere Begabungen aus den unterschiedlichen Sparten Kultur, Soziales, Design, Wirtschaft oder Wissenschaft. Die Ausschreibung startet neu nach den Sommerferien, im März des Folgejahres finden jeweils die Preisverleihungen statt.

Nächste Termine
Mitte August 2020 (Ausschreibung),
14. November 2020 (Casting),
15. November 2020 (Eingabeschluss) und
5. März 2021 (Preisverleihung).

www.prixeffort.ch

 

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