Frauen eine Stimme geben, Bildung fürs Volk
Kurs «Deutsch als Fremdsprache» im Angebot der Volkshochschule Bern
TEXT: MARTIN GRASSL; BILD: ZVG
Seit hundert Jahren engagiert sich die Frauenzentrale Bern, zuvor Bernischer Frauenbund, zusammen mit anderen Frauenverbänden an vorderster Front für die Gleichstellung der Frauen in der Schweiz. In diese Zeit fielen die beiden wichtigen Schweizerischen Ausstellungen für Frauenarbeit SAFFA, im Jahr 1928 sowie 1958, welche der Öffentlichkeit die Bedeutung des «weiblichen Anteils» der gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Arbeit in Erinnerung zu rufen beabsichtigten. Weitere Meilensteine stellten 1965 die Zulassung von Frauen zu Richterämtern im Kanton Bern und 1971 die überfällige Annahme des Wahl- und Stimmrechts für Frauen auf eidgenössischer Ebene dar, gefolgt von der erstmaligen Teilnahme von Frauen an den Berner Grossratswahlen 1974.
Für Dolores Dana, Co-Präsidentin der Frauenzentrale Bern, stellt das Wahl- und Stimmrecht für Frauen auf eidgenössischer Ebene klar den grössten Erfolg in hundert Jahren Engagement dar. Doch die Anliegen der Frauenzentrale beschäftigen die Gesellschaft noch immer. «Ganz konkret werden unsere Beratungs- und Dienstleistungsangebote rege nachgefragt. Die Schwerpunkte liegen auf der Alimentenhilfe und dem Alimenteninkasso, der Erstberatung in Rechtsfragen, Budgetberatung und Schuldenberatung, aber auch die Vorsorgeberatung ist ein Thema», betont Dolores Dana. Gefragt, was heute die grössten Anliegen der Schweizer Frauenbewegung seien, antwortet sie prompt: «Ganz klar gleicher Lohn für gleiche Leistung.» Hier müsse noch viel gehen. Wünschenswert wären auch mehr Frauen in der nationalen Politik sowie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Das burgerliche Preisgeld von 75 000 Franken wird die Frauenzentrale Bern für eine schlankere IT-Lösung verwenden, welche ihre Dienstleistungstätigkeiten erheblich vereinfachen und so ihre Beraterinnen entlasten soll. Daneben soll die Summe einen Fonds speisen, der Menschen in Not unterstützt, die sich selbst kleinere Ausgaben, etwa für einen hilfreichen Kurs, nicht leisten können. So kann verhindert werden, dass sie in eine Schuldenspirale geraten.
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www.frauenzentralebern.ch
Demokratie braucht Grips
«Wir brauchen ein geistig reges Volk», so der frühere Volkshochschulverbandspräsident Hermann Weilemann in den 1940er-Jahren. Anfänglich mit Skepsis bedacht, vermochten sich die Volkshochschulen schweizweit durchzusetzen und ihr Bildungsangebot nicht nur in den Städten, sondern auch in den hintersten Winkeln des Landes zu etablieren. Die Volkshochschulen waren dabei immer eng mit den Universitäten im jeweiligen Einzugsgebiet verbunden. Einer der Höhepunkte der hundertjährigen Geschichte bildete 1979 die Kooperation mit dem Schweizer Fernsehen und Radio mit dem Englischkurs «Follow-me». Anfang der 1990er-Jahre war die Volkshochschule mit ihren attraktiven, zertifizierten Computerkursen erneut Trendsetterin.
Heute leiste die Schule vor allem einen Beitrag im Bereich Integration, bilde doch das Kursangebot Deutsch als Fremdsprache für Menschen mit Migrationshintergrund einen Schwerpunkt, wie Katrin Schmidt, seit 2018 neue Geschäftsleiterin der Volkshochschule Bern, betont. Die allgemeinbildenden Themen sind dabei seit Beginn der 2000er-Jahre in den Hintergrund gerückt. Hier hätten die Digitalisierung und insbesondere populäre Webportale wie «Wikipedia» und «YouTube» eine grosse Rolle gespielt, erklärt Katrin Schmidt. Doch die ursprünglichen Kursangebote sollen wieder mehr Gewicht erhalten. «Grosse, aktuelle Themen wie etwa die Mondlandung anerbieten sich geradezu, um attraktive Kursangebote zu lancieren», ist Schmidt überzeugt, «die Medizinethik ist ein weiteres heiss diskutiertes und interessantes Thema.» Als einzige Bildungsinstitution auf dem Platz Bern ist die Volkshochschule eng mit der Universität Bern, der Berner Fachhochschule BFH sowie der Pädagogischen Hochschule PH Bern verbunden. Mit diesen starken Partnern im Rücken sollen künftig Kursangebote geschaffen werden, welche attraktive Bildungserlebnisse garantieren.
Das Preisgeld von 75 000 Franken wird unter anderem der Weiterentwicklung des Kursangebots und zusätzlichen Werbemassnahmen zugutekommen.
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www.vhsbe.ch