Kulturelle Vielfalt aus dem ganzen Kanton Bern prämiert
TEXT: PASCAL MATHIS; BILDER:ZVG
Konzerthaus und Tanzboden ISC
Jacqueline Brügger lacht bei der Frage, wie oft sie Bernerinnen und Bernern erklären muss, was der ISC sei. «Nicht oft», so die Vereinspräsidentin. Zu fest ist der Club – gemäss eigener Bezeichnung «Konzerthaus und Tanzboden» – in der Region bekannt. Auswärtigen würde sie aber etwa so antworten, dass der ISC fast der älteste Club Berns sei, eher alternativ aufgestellt, «aber nicht nur! Bei uns finden eigentlich sehr viele etwas im Programm, das passt.» Konkret sind das viele gitarrenlastige Konzerte, aber auch Partys und Discos mit verschiedensten Stilrichtungen.
Die Benachrichtigung, dass die Burgergemeinde dem ISC eine Auszeichnung verleihe, sei aus heiterem Himmel gekommen. Und die Sache mit den 50 000 Franken Preisgeld habe zuerst gewirkt «wie wenn du eine Spam-Mail kriegst». Etwas Reserven seien immer gut, darum werde das Geld nicht gerade morgen schon wieder ausgegeben. Erst gerade hat der ISC-Club die Bar ersetzt, kurz davor die Lichtanlage. Das seien Ausgaben, die schnell einmal fünfstellig seien. Definitiv gebe es ein Dankeschön an alle 80 ISC-Mitarbeitenden. Und dann gibt es noch eine kleine Vision: das mehrtägige Jubiläumsfest von 2020 mit seinen illustren Gästen zu wiederholen. «Das wird wohl schwierig umzusetzen, wäre aber schön. Denn noch heute werden wir von ISC-Gästen darauf angesprochen.»
Seelennahrung auf dem Planet Mokka
Mit «Wir nähren die Seele der Menschen» beginnt das Leitbild des Vereins Mokka Thun. Und dieser nährt gut und erfolgreich: Seit 35 Jahren ist das Mokka ein Fixpunkt in der Thuner Kulturlandschaft. Konzerte, Partys, Spoken-Word-Formate, Angebote für Familien und Kinder sowie das Festival «Am Schluss» ziehen ein treues Publikum an. «Als wahnsinnige Wertschätzung» empfindet Vereinspräsidentin Michelle Aebischer denn auch den Preis der Burgergemeinde Bern. «Da sieht jemand, was wir machen – nicht nur für Thun. An die Arbeit, die dahintersteckt, denken viele oft eben nicht.» Die Auszeichnung sei darum eine unglaublich schöne Würdigung.
Wie die 50 000 Franken Preisgeld verwendet werden, ist zurzeit noch offen. Auch, weil der langjährige Leistungsvertrag mit der Stadt Thun vergangenen Sommer zum Politikum geworden ist. Die Pandemie hat in Kürze fast alle Reserven aufgefressen. Die Motivation der Macherinnen und Macher jedoch blieb bestehen: Man probiere, sich immer wieder neu zu erfinden und am Puls der Besuchenden zu bleiben, so Michelle Aebischer. Damit der «Planet Mokka» – so nennt sich das Lokal liebevoll – noch lange die Seele seiner Besuchenden nähren kann.
Spoken Word über Biel hinaus
Rund 20 Jahre ist es her, als in Biel erstmals der Poetry Slam ankam: das gesprochene Wort, eingepackt in eine mitreissende Performance. Die Fanschar wurde stetig grösser, 2010 organisierte sich der Verein Spoken Word und kreierte unzählige Anlässe und Formate. Und mittlerweile ist die Stadt fast schon zu klein geworden. Denn der Verein ist längst nicht nur in Biel aktiv: Der Final der Schweizer Meisterschaft fand letztes Jahr im ausverkauften Berner Stadttheater statt. «Eigentlich haben wir die Szene von Biel aus mit aufgebaut», stellt Vereinspräsidentin Tina Messer stolz fest. Der Preis der Burgergemeinde und das Preisgeld von 25 000 Franken schmeichle sehr.
Eine Herzensangelegenheit ist für den Verein sein Angebot «Slam@School». Damit wird während sechs Wochen der Deutschunterricht kurzerhand mit Slam-Workshops ersetzt. «Jugendliche müssen die eigene Sprache zuerst entdecken, da reicht ein halber Tag nicht», stellt Tina Messer klar. Rund 4000 Jugendliche nahmen bisher an den Workshops teil. Und längst können nicht mehr alle interessierten Klassen berücksichtigt werden. Auch hier: Biel ist zu klein geworden. «Slam@School» soll bald auch in anderen Kantonen für das gesprochene Wort begeistern. Für Tina Messer ist dabei wichtig: «Wir vermitteln in den Schulen Kultur, und nicht nur blosse Unterhaltung.»
Tatort: Burgdorfer Krimitage
Krimianlässe gibt es viele. Einen solchen wie die Burgdorfer Krimitage gibt es im deutschsprachigen Raum aber nur einmal. Das alle zwei Jahre stattfindende 10-tägige Festival mit bis zu hundert Anlässen deckt «das ganze Spektrum» ab, wie Vereinspräsident Jean-Claude Joss betont. Neben klassischen Lesungen sind dies Spoken-Word-Darbietungen, Ausstellungen, Kindertheater, Podcasts, Schauspiele, Filme, musikalische Einlagen, die beliebten Reality-Programme sowie die Krimibeiz, das Zentrum des Festivals. «Das Programm soll möglichst nahe am Publikum sein», so Joss. Als «extrem freudige Überraschung» bezeichnet Jean-Claude Joss den Preis der Burgergemeinde Bern, dessen Preisgeld von 25 000 Franken komplett ins Programm investiert werde. Und er rückt im gleichen Atemzug die über 100 Freiwilligen ins Zentrum, die jeweils im Einsatz stehen und ohne die es die Krimitage nicht gäbe.
Die Krimitage – 1994 im kleinen Rahmen gestartet – ziehen längst ein Publikum aus der gesamten Schweiz und dem nahen Ausland an. Und neben etablierten Schweizer Kulturschaffenden sind auch schon internationale Grössen wie Arne Dahl, Håkan Nesser, Martin Walker oder Wolf Haas aufgetreten. Jean-Claude Joss ist stolz auf das gute Image der Krimitage. «Wir haben es immer gewusst», lacht er, «Burgdorf ist viel mehr als verschlafene Provinz!»