Nichts ist so beständig wie der Wandel
Das Burgerliche Jugendwohnheim wird künftig dezentral tätig.
Waisenhaus betreut, unterstützt und begleitet seit über 250
Jahren Kinder und Jugendliche. Nun stehen grössere Veränderungen an, denn das Burgerliche Jugendwohnheim wird ab kommendem Jahr das neue Konzept «Sozialraumorientierung» umsetzen. Es soll Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene befähigen, selbstgesteckte Ziele erfolgreich umzusetzen. Dies hat zur Folge, dass sich die Institution dezentralisiert und vor Ort in den «Sozialräumen», den Gemeinden und ihren Quartieren, tätig wird. Der Ansatz kommt an verschiedenen Orten bereits zur Anwendung, die Resultate sind positiv.
TEXT: BERNHARD KUONEN; BILD: ZVG
Das Burgerliche Jugendwohnheim, welches Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene berät, betreut, begleitet und unterstützt, ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Das SAT-Projekt legt seinen Schwerpunkt auf Jugendlichen und jungen Erwachsene, welche selbstständig wohnen. Am Standort «Schosshalde» werden vorwiegend Kinder und deren Familien betreut, hier stehen auch stationäre Plätze zur Verfügung. Der Fokus auf beide Klienten-Zielgruppen bleibt weiterhin bestehen.
Förderung von Selbstständigkeit
Der eigentliche Wandel in der Strategie des Burgerlichen Wohnheims besteht in der Vermittlung von individueller «Hilfe zur Selbsthilfe», und zwar umfassender und wirkungsvoller als bisher. Diese soll Menschen in schwierigen Lebenssituationen, wie etwa Alleinerziehenden oder gefährdeten Kindern, auf zeitgemässe Art helfen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Kinder und Jugendliche sollen wieder oder erstmals mit selbstständiger Lebensbewältigung vertraut gemacht sowie Eltern (wieder) Erziehungskompetenzen gegeben werden: dass sie neu lernen, Grenzen zu setzen oder Normen zu vermitteln, was Freizeitverhalten, Medienkonsum oder Umgang mit Geld ihrer Kinder betrifft.
Wie sieht die Institution bald aus?
Die Dienstleistungen werden nicht mehr nur an einem Standort erbracht. So nutzt die Institution schon jetzt kaum mehr die Hälfte seiner Gebäulichkeiten in der Schosshalde, welche daher weitgehend fremdvermietet sind. Da die Familien unterstützt werden sollen, eigenständig ihre Erziehungsaufgaben zu übernehmen, werden die betroffenen Kinder und Jugendlichen vermehrt in ihren angestammten Familien leben, wo sich auch ihr «natürlicher» Lebensmittelpunkt befindet. Nur bei Gefährdung des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen erfolgt die externe Unterbringung unter Einbezug der betroffenen Eltern.
Der Wille des Klienten ist zentral
Mit dem Konzept der «Sozialraumorientierung» stellt sich die Institution innovativ den aktuellen Herausforderungen in der Familien- und Sozialhilfe. Nachfolgende Neuerung bringt die Sozialraumorientierung weiter mit sich: Die Dienstleistungen werden wohnortsnah erbracht. Die Mitarbeitenden evaluieren Ressourcen und Besonderheiten vor Ort, um ihre Klienten gezielt unterstützen zu können. Das neu ausgerichtete Burgerliche Jugendwohnheim wird seine Dienstleistungen in den Sozialräumen im Osten der Agglomeration Bern anbieten und einzelne Teams dort stationieren, so in Bern-Ost, Ostermundigen, Muri, Ittigen und Münchenbuchsee.
«Der Wille des Klienten ist zentral», lautet ein wichtiger Aspekt der Sozialraumorientierung, da nichts stärker ist, als der eigene Wille und selbstgewählte Ziele. Sie sind Voraussetzung, dass angestrebte Veränderungen erreicht werden können und von Dauer sind. Das neue Konzept sieht vor, dass sich die Mitarbeitenden zur Effizienzsteigerung mehr denn je mit externen Fachstellen aktiv vernetzen. Sie werden zur Erlangung der notwendigen Kompetenzen und methodischen Fertigkeiten in internen Schulungen unterstützt.