Label: iGroove
Weitere Informationen: www.baze.ch
Baze, der Existentialist – zwischen den Zeilen scheine Licht aus seinen Texten, rappte ein blutjunger Baze im Jahre 2003 im Song «Himutruurig». Bald werde sein erstes Album kommen und im Leben passiere genug, um glücklich in den Tag zu gehen, verkündete da einer in Aufbruchstimmung. Von dieser ist heute, 15 Jahre und sieben Alben später, beim 38-Jährigen nicht mehr viel zu spüren. Die Party ist ganz offensichtlich vorbei, anstelle des jugendlichen Optimismus hat sich Ernüchterung breit gemacht im Hause Basil Anliker, wie Baze mit bürgerlichem Namen heisst.
Wie bereits auf «Bruchstücke» (2016) widmet sich Baze auch auf seinem soeben erschienenen Album «Gott» Menschlichem und Allzumenschlichem und zieht sprachgewaltig und bildstark Bilanz daüber, was ist und was vielleicht noch kommen wird. «Viels ligt hinger mir / und i Narr ha gmeint i heigi z’haube Läbä verpasst / wöui duss bi ga rouche / Viu ligt no vor mir / und i ma nid warte, wirde no oft im Räge sta / wöui duss muess ga rouche.» (Voruss)
War «Bruchstücke» noch der Soundtrack zum Lebensfilm verlorener Seelen, so richtet Baze auf «Gott» den Fokus aufs eigene Dasein und Erlebte. Dabei sind es wiederum die existentiellen Grundfragen, die er in seinem unverkennbaren eigentümlichen Sprechgesang abhandelt. Über einem tieftonigen elektronischen Teppich, den Baze mit Ben Mühletaler und Roger Massimo entworfen hat, sinniert er über Freundschaft, Liebe, Trauer, Hilflosigkeit und Verlust, wobei die abgebildete Welt eine nebelverhangene,
resonanzlose und unmenschliche ist. Auf «Gott» wird ein Zeitgeist kritisch beleuchtet, der Menschen vereinsamen oder auf fahrende Züge aufspringen lässt, obwohl doch besser die Notbremse gezogen werden müsste. Dabei wird auch die eigene Sinnentleertheit entlarvt und das Individuum auf sich selber zurückgeworfen: «I kennä niemer ussert mi», hält Baze in «Schtoub» fest.
«Gott» berührt, weil Baze in seinen feinsinnigen und schonungslos ehrlichen Schilderungen kleiner Alltagsgeschichten die grossen Themen verhandelt, die uns alle beschäftigen. Sie steht ihm gut, die Rolle des Existentialisten, weswegen «Gott» getrost zum Besten gezählt werden darf, was die Welt der Mundartmusik derzeit zu bieten hat.