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Der Burgerwald 20 Jahre nach dem Jahrhundertorkan «Lothar»

Raupenvollernter im boden- und bestandsschonenden Einsatz

08.05.2019

Am 26. Dezember 1999 fegte der Jahrhundertorkan «Lothar» über Mitteleuropa hinweg und verursachte überall immense Schäden. Allein in den burgerlichen Wäldern warf er 300 000 Festmeter Holz und richtete einen Gesamtschaden von rund 19 Mio. Franken an. Heute wachsen auf den durch ihn verursachten Waldbrachen der Burgergemeinde wieder rund 20 Zentimeter dicke Eichen. Das damalige Krisenkonzept des Forstbetriebs hat sich bewährt, zu wünschen übrig liess und lässt bis heute noch die Bahnlogistik.

TEXT: STEFAN FLÜCKIGER UND MARTIN GRASSL; BILD: ZVG
Die Bewältigung der massiven Waldschäden durch «Lothar» stellte damals den burgerlichen Forstbetrieb vor ungewohnte Herausforderungen, weshalb sogleich ein Krisenstab eingerichtet wurde, um ein koordiniertes und zielstrebiges Handeln sicherzustellen. Die Hauptprioritäten galten dem Schutz von Personen, Verkehrswegen und Sachwerten. Weiter wurde der Unfallverhütung beim Räumen der Schadensplätze grosse Aufmerksamkeit

zuteil, da das Holz umgeworfener Bäume unter gewaltigen Spannungen stehen kann und grosses Gefahrenpotenzial für Waldarbeiter birgt. Von grosser Wichtigkeit war auch die Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel durch die Burgergemeinde, um die Schäden innert nützlicher Frist aufarbeiten zu können. Ferner wurde der umfassenden Information der Öffentlichkeit Rechnung getragen, weil einige der hochfrequentierten Stadtwälder ebenfalls in der Schadenzone lagen. Auch war ein Grundkonzept zur Aufrüstung und baldigen Vermarktung des Sturmholzes nötig, um seiner Wertminderung infolge Verfärbungen und Insektenbefall entgegenzuwirken.

Prioritätensetzung bei Vermarktung des Sturmholzes

Vorab wurden vor allem Werthölzer wie Buche zum Verkauf aufgerüstet. Dies erfolgte auf den grossen Schadflächen durch externe Forstunternehmer, derweil Streuschäden durch das eigene Personal abgearbeitet wurden. Die Holzaufrüstungsverträge mit externen Forstunternehmern erfolgten nur in Verbindung mit gesicherten Holzverkäufen vor allem nach Österreich. Nur wertvolles Nadelholz wurde zur späteren Vermarktung in sogenannten Nasslagern deponiert. Ende August 2000 waren über die Hälfte der geworfenen Bäume aufgerüstet. Insgesamt standen 13 Forstunternehmen mit zeitweise 80 Forstarbeitern und Maschinisten im Einsatz, die neben der Schweiz aus Österreich, Deutschland, Norwegen, Schweden und Finnland stammten.

Hauptproblem Bahnlogistik

Die unternehmerische Freiheit und Handlungsfähigkeit, welche die Burgergemeinde dem Forstbetrieb zur Bewältigung der Sturmschäden gewährte hatte, half entscheidend, die Folgen von «Lothar» zu bewältigen. Der Einsatz moderner Technologien stellte sich hierbei als Innovationsgewinn heraus, sie hielten in der Folge Einzug im Normalbetrieb. Als Hauptproblem erwiesen sich die mangelhaften Kapazitäten im Rahmen der Bahnlogistik, wodurch der Abtransport zeitweise zum Erliegen kam. Verspätet eintreffendes Holz erreichte gerade Sägereien in Österreich in wertvermindertem Zustand.

Der Wintersturm «Burglind» Anfang 2018 betraf erneut auch die burgerlichen Wälder, allerdings war das Schadensausmass neunmal geringer als bei «Lothar». Die Bahnlogistik hat sich jedoch in den letzten zehn Jahren wider Erwarten nicht verbessert, sondern sorgt auch bei weit geringeren Sturmholzmengen für Engpässe. Noch immer liegt deshalb infolge «Burglind» Holz an den Waldstrassen zum Abtransport bereit, welches nicht rechtzeitig verladen werden konnte und Schaden genommen hat und nur mehr als Brennholz verwendet werden kann.

Die grossen Windfallflächen im Forst präsentieren sich 20 Jahre nach «Lothar» bereits wieder mit Beständen, die nun erstmals durchforstet werden müssen. Die gepflanzten Eichen erreichen mittlerweile einen Durchmesser von 15 bis 20 Zentimetern. Im burgerlichen Forst befinden sich noch einige Dutzend Hektaren Wald, die durch «Lothar» zerstört wurden und vor dem Sturm keine Naturverjüngung aufwiesen, wo also keine Jungbäume aus Samen benachbarter Altbäume wuchsen, oder die nicht bepflanzt waren. Diese Flächen werden nun sukzessive mit an den Klimawandel angepassten Baumarten aufgeforstet. Der Umfang der zu pflegenden Flächen ist erheblich, weshalb der Forstbetrieb die Beschaffung eines eigens dafür spezialisierten Raupenvollernters plant, der in den jungen Baumbeständen gezielt, boden- und bestandsschonend Licht in die Kronen der Jungbaumbestände bringt, sodass vitale und produktive Wälder entstehen können.

Website Forstbetrieb

abgelegt unter: Natur, Forstbetrieb

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