Lorenz Meyer-Fonds zugunsten des Zentrums Paul Klee
TEXT: MARTIN GRASSL; BILD: SIMON STÄHLI
Die berufliche Welt von Lorenz Meyer war geprägt von seiner richterlichen Tätigkeit, zuletzt präsidierte der Jurist und Bernburger von 2009 bis 2012 das Bundesgericht in Lausanne. Er hegte aber schon immer eine Vorliebe für bildende Kunst, die ihm Ausgleich vom Berufsalltag war. Lorenz Meyer unterhielt bereits in jungen Jahren Bekanntschaften mit Künstlern und kaufte ihnen gelegentlich Werke ab. Als in den neunziger Jahren das Projekt eines Museums für Paul Klee in Bern Gestalt annahm, war Lorenz Meyer mit dabei. Die Burgergemeinde war anfänglich mit Stadt und Kanton als Drittelsträgerin des Projekts im Gespräch. Lorenz Meyer war damals im Kleinen Burgerrat und vertrat die Burgergemeinde zusammen mit dem damaligen Burgergemeindepräsidenten Kurt Hauri.
Kurzer Blick zurück
In den neunziger Jahren schenkte Livia Klee, die Schwiegertochter von Paul Klee, Stadt und Kanton Bern ihre zahlreichen Bilder unter der Bedingung, dass in Bern innert nützlicher Frist ein Museum für Paul Klee geschaffen würde. Stadt, Kanton und Burgergemeinde machten sich gemeinsam an die Projektausarbeitung. Zu Beginn wurde der «Progr» als Dépendence des Kunstmuseums ins Auge gefasst. Das Gebäude in Stadtbesitz stellte sich jedoch als nicht geeignet heraus. In dieser Phase erklärte sich der berühmte orthopädische Chirurg Maurice E. Müller bereit, sein Grundstück im Schöngrün für einen Neubau zur Verfügung zu stellen sowie die Baukosten zu übernehmen. Für die Umsetzung holte er den renommierten Architekten Renzo Piano ins Boot. Neu wurde ein eigenständiges Kulturhaus im Sinne des weit gefassten Kunstbegriffs von Klee geplant, samt Konzertsaal und pädagogischem Kindermuseum. Die Burgergemeinde passte in der Folge ihr Engagement neu an: Es kam 2001 zur Gründung der mit 20 Millionen Franken ausgestatteten burgerlichen Paul Klee-Stiftung mit dem Zweck, weitere Werkkäufe, Sonderausstellungen oder Forschungsprojekte zu ermöglichen. Lorenz Meyer hat sich übrigens als Präsident der burgerlichen Museumsstiftung und als Stiftungsrat des Zentrums Paul Klee sehr für die jüngst erfolgte Zusammenführung von Zentrum Paul Klee und Kunstmuseum Bern unter einem Dach engagiert.
Lorenz Meyer-Fonds zugunsten des Zentrums Paul Klee
«Kein Tag ohne Linie» war Klees lebenslanges Motto. Es ist denn auch dessen Strich, der Lorenz Meyer besonders fasziniert. Klees Werk wurde in der Nazizeit als «entartete Kunst» gebrandmarkt, sodass sich der Maler zur Emigration in die Schweiz gezwungen sah. Für Lorenz Meyer darf Kunst auch heute die Gesellschaft kritisch hinterfragen. Angesichts der Vielfalt des Werks von Klee, fiel es Lorenz Meyer auf Nachfrage schwer, sich für ein Lieblingsbild des Malers zu entscheiden. Seine Wahl galt schliesslich dem 1938 fertiggestellten Bild «Insula dulcamara». Einerseits, weil es ihm besonders gefällt, andererseits, weil es eindrücklich die Vielschichtigkeit des Werks von Klee und dessen Abgründe aufzeigt. Die an zarte Blüten auf einer verführerischen Insel erinnernden Farbtöne (dulcis) kontrastieren eindrücklich mit den harten, schwarzen Linien, die einen Totenkopf, eine Schlange und anderes Getier, ein stürmisches Ufer sowie oben rechts ein Kriegsschiff und unten rechts ein Grab sowie die helle und dunkle Seite des Monds darstellen mögen: die Schweiz als bittersüsse Insel im Meer faschistischer Bedrohung.
Nach jahrzehntelangem, ehrenamtlichem Engagement für die Berner Museumslandschaft tritt Lorenz Meyer Ende Jahr aus diesen Stiftungsräten zurück. Er versteht seine Schenkung zugunsten des Zentrums Paul Klee als weiterführenden Beitrag in die Zukunft des Museums.