Lockerheit wird bei der JuBu gross geschrieben
TEXT: MARTIN GRASSL; BILD: ORLANDO BERNARDI
«Ich möchte in Zukunft nicht mehr der Jüngste an den offiziellen burgerlichen Anlässen sein», meint der neunundzwanzigjährige Philippe Matthys verschmitzt. Nicht nur der Junganwalt, der die JuBu präsidiert, meint es damit ernst. Mit seinem Anliegen weiss er gleich Burgergemeindepräsidenten Bernhard Ludwig persönlich hinter sich. Nachdem die Alterspolitik und generationenübergreifende Projekte lange Zeit im Fokus der Burgergemeinde gestanden haben, sind nun für Ludwig die Jungen dran. Die acht Youngsters hinter der JuBu agieren, was ihr Programm angeht, total selbstständig. Einmal jährlich informieren sie den Kleinen Burgerrat über den Stand der Dinge ihres Projekts. Vor einem Jahr sind sie gestartet und haben schon drei Anlässe durchgeführt. Auftakt war eine Segway-Fahrt diesen Frühsommer im «Bremer» samt Survivaltraining zusammen mit Profis. Der Anlass war ein Erfolg. Unter den 24 Teilnehmenden hat Matthys viele neue Gesichter gesehen, aber auch bekannte, die er jedoch nie mit der Burgergemeinde in Zusammenhang gebracht hätte. Und: «Ich war sogar der Älteste!», bilanziert er sichtlich zufrieden. Den Jungen bot der Anlass Gelegenheit, sich auf lockere, ungezwungene Art kennenzulernen. Beiläufig ergab sich im burgerlichen Bremgartenwald auch der Bezug zur Burgergemeinde. Forstmeister Stefan Flückiger stattete den Youngsters unterwegs einen kurzen Besuch ab und erzählte Wissenswertes rund um den Wald.
Die JuBu will fortan drei bis vier derartige Veranstaltungen pro Jahr durchführen, immer an Orten mit Bezug zur Burgergemeinde. Dieses Jahr fanden weitere Anlässe sowohl im Casino Bern mit anschliessendem Beer-Tasting als auch im Naturhistorischen Museum inklusive Besuch von «Winterbergs Überstunde» statt. Um alle rund 2500 Burgerinnen und Burger im Alter zwischen 16 bis 30 Jahren zu erreichen, wurden sie von der JuBu persönlich angeschrieben und auf die Anlässe aufmerksam gemacht. JuBu schliesst hier eine bestehende Lücke. Während es für Kinder bis zum 14. Altersjahr – gerade im Rahmen der Gesellschaften und Zünfte – viele Anlässe gibt, sind solche für junge Erwachsene viel rarer.
Am 19. Oktober ging auch der erste von der JuBu organisierte JuBu-Workshop über die Bühne. Ihr Ziel war es, die Befindlichkeiten der jungen Burgerinnen und Burger herauszuspüren, deren Anregungen aufzunehmen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, ein interessantes Projekt auf Gemeindeebene zu realisieren. Es geht auch darum, sie dereinst für ein Engagement für die Gemeinde zu gewinnen. Anders als früher, binde die heutige Elterngeneration ihre Kinder nicht mehr automatisch ins gesellschaftlich-politische Gemeindeleben ein, so Matthys. Den Jungen fehle nicht zuletzt dadurch das Bewusstsein, wer die Burgergemeinde ist und was sie macht. Diese Entwicklung beschränke sich aber nicht nur auf die Burgergemeinde, wie Matthys räsoniert. Er beobachte das Phänomen etwa auch anderswo. So seien Jungbürgerinnen und -bürger mit Erreichen des Wahlalters eigentlich wenig mit ihrer Position und ihren Mitsprachemöglichkeiten im Staat vertraut. Hieraus resultiere die politische Abstinenz der Jungen, obwohl gerade sie in Staat und Gesellschaft die Zukunft verkörpern, bedauert Matthys. JuBu will hier auf Burgergemeindeebene für Abhilfe sorgen und deshalb mit coolen Anlässen einen Bezug zur Burgergemeinde, ihrem Denken und Handeln herstellen.