Chance für Langzeitarbeitslose dank Teillohnmodell
Alfredo Da Silva wurde von Jobtimal ans Burgerspital vermittelt.
TEXT: MARTIN GRASSL; BILD: MARCO FINSTER WALD
Unter dem Motto «es gibt immer und überall Arbeit» berät und unterstützt Jobtimal Institutionen und Unternehmen dabei, bezahlte Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen mit Leistungseinschränkungen zu schaffen. Der Berner Verein für Arbeitsintegration ist von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Stadt Bern im Jahr 2013 initiiert worden, seit Anfang 2016 besteht ein Leistungsvertrag mit der Gesundheits und Fürsorgedirektion des Kantons Bern. Das dreiköpfige Jobtimal-Team vermittelt Menschen auf leistungsangepasste (Teil)-Lohnstellen. Jobtimal übernimmt während 24 Monaten deren Anstellung, inklusive Anmeldung bei den Sozialversicherungen, und begleitet sowohl die aufnehmenden Institutionen und Betriebe als auch die vermittelten Mitarbeitenden kostenlos, individuell und dem jeweiligen Bedarf angepasst. Die Arbeitgeber erhalten am Monatsende lediglich eine Rechnung für die tatsächlich erbrachte Arbeit. Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Sozialämtern ist eng. Diese garantieren ergänzend für das notwendige Einkommen der Betroffenen. Primärziel des Angebots ist, arbeitswilligen Menschen wieder eine Chance auf bezahlte Arbeit zu geben, letztlich angestrebt wird deren Festanstellung durch den jeweiligen Betrieb.
Beitrag an die Gesellschaft, gut für die Unternehmenskultur
Mit dem Angebot einer beschriebenen Teillohnstelle können sich Arbeitgeber dafür engagieren, dass Langzeitarbeitslose wieder Fuss im Arbeitsleben fassen können. Das Engagement ist sinnstiftend, schärft das Bewusstsein für den Wert von Arbeit, stärkt die Unternehmenskultur und fördert die gesellschaftliche Solidarität. Dank eines Teillohn- Arbeitsplatzes erhalten Langzeitarbeitslose wieder einen Platz in der Gesellschaft, zudem werden die Sozialhilfe und das Gesundheitswesen entlastet.
Das Haus wieder zum Arbeiten verlassen
Die 53-jährige Marianne Berger (Name geändert) war lange Zeit arbeitslos und arbeitet nun seit 16 Monaten wieder Teilzeit, dank der Vermittlung von Jobtimal. Die Burgerin hat nach vormaligen Tätigkeiten im Pflegebereich eine KV-Ausbildung absolviert, verlor aber nach 5 Jahren ihre Bürostelle und war anschliessend 10 Jahre arbeitslos und musste Sozialhilfe beziehen. Vor vier Jahren machte sie ihre Betreuungsperson beim Burgerlichen Sozialzentrum auf das damals neue Angebot von Jobtimal aufmerksam. Marianne Berger zögerte keinen Augenblick mitzumachen, sie wollte endlich wieder arbeiten. Allerdings dauerte ihr erster Einsatz bei einer Büromaterialzentrale kein Jahr. Nebst administrativer Arbeit wurden auch körperlich anstrengende Tätigkeiten verlangt, was sie aber wegen ihrer Rückenprobleme überforderte. Auch teammässig stimmte die Chemie nicht. Marianne Berger machte einen Rückzieher und war in der Folge froh um das Verständnis vonseiten Jobtimal und des Burgerlichen Sozialzentrums: dass tragfähige Lösungen nicht immer schnell zu haben sind. So wagte sie Anfang 2016 einen neuen Anlauf, diesmal wurde sie der Berner SKOS-Geschäftsstelle vermittelt. Sie fühlte sich am neuen Ort auf Anhieb aufgenommen und integriert: «Ich gehe wieder gerne aus dem Haus zur Arbeit. Meine Lebensqualität im Gegensatz zu früher hat sich deutlich verbessert.» Nun hofft sie, dass die SKOS sie Ende Jahr von Jobtimal übernimmt und im gleichen Teilzeitpensum direkt anstellt. Notabene: Auch das Facility Management des Burgerspitals setzt auf Jobtimal und hat kürzlich Alfredo Da Silva als Mitarbeiter angestellt.