Das ist AEROSOL
Nach den Lockerungen galt auch im Casino Bern plötzlich «Bühne frei». Anlässe sind wieder erlaubt, «und mit unserer Idee haben wir auch offene Türen eingerannt», sagt Nik Leuenberger, Leiter Kultur. Künstlerinnen und Künstler seien zurzeit gut verfügbar. Der Name AEROSOL ist übrigens kein Zufall: Das Festival dürfe man sich «luftig» vorstellen. Zwischen Besuchergruppen gibt es auf allen Seiten genügend Abstand. Und: Lachen sei ansteckend, «da soll der Name des Festivals auch an die aktuelle Zeit andocken.» Was die Auftretenden zeigen werden, weiss übrigens auch Nik Leuenberger nicht: «Einzige Auflage ist, ein ausserordentliches Programm zu zeigen. Keines, das sie sonst auch aufführen.» Man darf also gespannt sein.
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«Hobby-Epidemiologen finde ich spannend»
Patti Basler mit Bühnenpartner Philippe Kuhn
INTERVIEW: PASCAL MATHIS / BILDER: ZVG
Patti Basler, Corona hat die letzten Monate dominiert. Wird das Virus auch Ihren Auftritt im Casino Bern bestimmen?
Ich hoffe es nicht! Mein Bühnenpartner Philippe Kuhn und ich gehen davon aus, dass wir Superspreader sind und mit Aerosolen viral unsere besten Pointen verbreiten können – natürlich nicht Corona-verseucht. Zum Glück gibt es auch noch andere Themen, die die Menschheit beschäftigen. Zum Beispiel «Chocolat-Schum-Müntschi», Rassismus, Ehe für alle. Vielleicht machen wir vor Ort auch Zwangsverheiratungen, mal schauen…
Die Inhalte stehen also erst am Tag des Auftritts fest?
Politische Satire soll immer auch aktuell sein. Das Publikum wird in den einmaligen Genuss eines Programms kommen, das es noch nie gegeben hat und nie mehr geben wird. Eines auf der Schwelle zwischen Corona und der Post-Corona-Zeit.
Sie haben mal Soziologie studiert. Da sind Hamsterkäufe und Leute, die plötzlich Corona-Experten sind, wohl dankbare Themen für Sie?
Hamsterkäufe und WC-Papier sind mittlerweile eher langweilig, die vielen Hobby-Epidemiologen finde ich aber schon spannend. Als Soziologin ist man ja ziemlich statistik-geplagt und kennt exponentielles Kurvenwachstum. Da versteht man tatsächlich etwas davon – und stellt mit Schrecken fest, dass die halbe Schweiz keine Ahnung hat. Am Anfang meinte mein innerer Schweinehund, ich müsse als ex-Lehrerin Volkserziehung machen. Aber das war zu Beginn der Corona-Ära. Sowieso: Mitte März und heute, das sind wie verschiedene Jahrtausende.
Als Bühnenkünstlerin konnten Sie zuletzt nicht auftreten. Was haben Sie stattdessen getan?
Philippe Kuhn und ich haben uns beigebracht, Filme zu machen. Damit haben wir den ganzen «Corona-Bronchialschleim» zu satirischen Quarantäne-Videos verarbeitet. Mehr als einen Abend lang erträgt man mich ja sowieso nicht live.
Nun gibt es Ihre Premiere auf der Casino-Bern-Bühne. Ein besonderer Auftritt?
Es wird tatsächlich etwas «Rock’n’roll»! Trauen sich die Leute wieder, in eine Vorstellung zu kommen? Keine Ahnung. Für Philippe als Musiker ist es in einem neuen Saal punkto Akustik immer speziell. Ich jedoch komme einfach wie «en Puur», der eine ungemähte Wiese sieht. Bühnen gleichen sich letztlich immer. Grundsätzlich ist es eine grosse Freude, überhaupt wieder auftreten zu können. Und wir alle hoffen, dass das Publikum dankbar ist, wieder Live-Kultur zu erleben.
Sie durften für den Abend einen Gast auswählen. Warum Lisa Christ?
Lisa ist eine aufstrebende Kabarettistin und Satirikerin; ein «Rising-Star» und eine gute Freundin von mir. Was sie auf der Bühne macht, passt zu dem, was Philipp Kuhn und ich auch machen: etwas zum Nachdenken, nicht nur zum Schmunzeln. Und ja, sie ist ganz einfach sehr gut!