Dröhnende Motoren, trampelnde Wildschweine und eine Gämse – der Grand Prix Suisse
Letztes Siegerauto am Grand Prix Suisse: der Mercedes-Benz W 196 in der Ausstellung
Text: Lisa Schlittler; Bild: Christine Moor / Bernisches Historisches Museum
Unterdessen sind die Motoren im Bremgartenwald verstummt, doch das Bernische Historische Museum bringt den Grand Prix Suisse zurück nach Bern. Bis zum 22. April 2019 ist die grosse Wechselausstellung «Grand Prix Suisse 1934 – 54. Bern im Rennfieber» zu sehen. Fahrzeuge umrahmt von grossformatigen Fotografien und Ausschnitten aus Originalfilmen lassen die Besuchenden in die Rennatmosphäre von damals eintauchen. Die Ausstellung setzt den Grand Prix in den historischen Kontext der 1930er- bis 1950er-Jahre und beleuchtet Aspekte der Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte rund um das Grossereignis. Nach der Katastrophe von Le Mans 1955 mit über 80 Todesopfern entschieden die Organisatoren im selben Jahr, den Grand Prix aus Pietätsgründen abzusagen. In der Schweiz folgte daraufhin das Verbot für Rundstreckenrennen, das noch bis vor Kurzem bestand.
Internationale Stars, aber auch nationale Grössen lockten mit ihrer Teilnahme am Grand Prix Suisse in Spitzenjahren rund 120 000 Besuchende in den Bremgartenwald. Das Rennfieber erreichte in Bern die Bevölkerung, Bern erlebte die ersten Verkehrsstaus seiner Geschichte, und das lokale Gewerbe profitierte. Das Bier beispielsweise hatten die Veranstalter ausschliesslich von den fünf Berner Brauereien Gurten, Reichenbach, Felsenau, Gassner und Steinhölzli zu beziehen, das Fleisch von den stadtbernischen Metzgern. Zu sehen waren die neusten Rennmaschinen der grossen Werksteams wie Auto Union, Mercedes-Benz, Alfa Romeo oder Ferrari. Daneben konnten die Besuchenden die Maschinen der seit 1931 startenden Motorräder unterschiedlichster Kategorien und die neben dem Hauptrennen antretenden Sportwagen bestaunen. Ab 1950 gehörte der Grand Prix Suisse sodann zur neugegründeten Formel 1-Weltmeisterschaft, wie die Rennen in Silverstone oder Monte Carlo.
Die Burgergemeinde, seit 1852 Eigentümerin des Bremgartenwalds, spielte bei der Planung und Durchführung der Rennen eine wichtige Rolle. Einige Burger setzten sich selbst hinters Steuer und nahmen an den Rennen teil. Emmanuel «Toulo» de Graffenried fuhr ab 1949 in der Königsdisziplin, dem Grand Prix Suisse, mit. Im selben Jahr gewann «Toulo» in Silverstone als erster Schweizer der Geschichte ein Grand Prix-Rennen. Jacques-Rodolphe de Wurstemberger nutzte aus Diskretionsgründen ein Pseudonym, als er 1948 seine Rennkarriere startete. Aus seinen Initialen (R.W.) entstand «Hervé». Seine komplette Rennausrüstung bestehend aus Overall, Handschuhen und Helm mit Visier und Brille ist in der Ausstellung zu bewundern. 1952 gewann Hans-Karl von Tscharner mit seinem Ferrari 212 Export den nationalen Preis vom Bremgarten in der Kategorie für grossvolumige serienmässige Sportwagen.
Grand Prix Suisse 1934 – 54. Bern im Rennfieber
Von 1934 bis 1939 und wiederum von 1947 bis 1954 war Bern jedes Jahr im Sommer für einige Tage das Zentrum des internationalen Motorrennsports. Am Grand Prix der Schweiz kämpften die weltbesten Autorennfahrer gegeneinander. Ebenfalls ausgetragen wurde jeweils der Grosse Preis der Schweiz für Motorräder in unterschiedlichen Klassen.