Das Berner Generationenhaus mit dem Wald getauscht
TEXT & FOTOS: PASCAL MATHIS
Man kann sich kaum vorstellen, dass das Thema Coronavirus sogar hier den Alltag mitbestimmt. Hier, das ist das Forsthaus Grauholz. Zwar ganz nahe der Autobahn A1, aber weit weg von der nächsten Siedlung. Und mittendrin an diesem Morgen: drei motivierte Männer des Berner Generationenhauses.
Alle sind kerngesund. Das Virus, das zurzeit die Welt beherrscht, kennen sie zum Glück nicht aus eigener Erfahrung. Wegen des kleinen Erregers können Alfredo, Amir und Andrés aber zurzeit nicht ihren üblichen Job ausführen. Es gibt im Berner Generationenhaus keine Seminarräume herzurichten, kaum Sitzungszimmer zu reinigen und auch die CaféBar ist verwaist.
Aushilfe beim Forstbetrieb
Da gleichzeitig in anderen Institutionen der Burgergemeinde Bern genügend Arbeit anfällt, kommen die drei Männer seit zwei Wochen unverhofft zu einer neuen Beschäftigung. Sie helfen beim burgerlichen Forstbetrieb aus, der diesen Frühling überdurchschnittlich viele Bäume pflanzte. Denn zuvor hatten die Winterstürme Petra, Sabine & Co. in den Wäldern ganze Arbeit geleistet.
Alfredo, Amir und Andrés stellen kleine, mit Drähten bestückte Pfosten her. Wildschadenverhütungspfähle, wie sie der Profi nennt. Die Holzpfosten aus regionalem und unbehandeltem Föhrenholz erhalten mit der Säge eine spitze Form, damit sie später gut in den Boden gesteckt werden können. Mit Klammern werden lange Drähte im Holz befestigt und fertig sind die Pfosten. «Es macht Spass, man ist an der frischen Luft und oft scheint auch die Sonne», lacht Alfredo.
Später im Wald werden die Pfosten dicht neben neu gepflanzte Buchen, Eschen oder Kirschbäume gesetzt. Die Drähte werden so zurechtgebogen, dass sie die zarte Jungpflanze wie umarmen. Diese Einrichtung reicht schon, dass sich Rehe den jungen Bäumen nicht zu fest nähern. Das Fegen – das Reiben des Geweihs an den jungen Bäumen – fällt weg, die Pflanzen bleiben geschützt.
Tausende Schutzpfähle pro Woche
«Es ist eine gute Arbeit», meint Amir und nimmt einen Schluck aus der Thermoskanne. Und Andrés, eigentlich Gastgeber in der CaféBar, zurzeit aber oft an der Nagelpistole tätig, ist froh über die Abwechslung: «Nach dem ‘Lockdown’ war ich zunächst drei Wochen zuhause. Aber irgendwann mal hat man seinen Estrich aufgeräumt…».
Darum kommen sie mehrmals pro Woche ins Forsthaus – motiviert und aufgestellt, wie ihr «Lehrmeister» Emil bestätigt. Pro Woche stellt die Truppe rund 4000 Schutzpfähle her. Damit es den Bäumen gut geht und die Rehe fern bleiben. Nur Corona lässt sich damit leider nicht beeinflussen.