Willkommen im langen Leben
TEXT: DETLEF VÖGLI UND ANDREA HIPP; BILD: ZVG
Die einen nennen es eine stille soziale Revolution, andere eine tickende Zeitbombe. Die Rede ist vom demografischen Alterungsprozess, auch «alternde Gesellschaft» oder «Ageing Society» genannt. Die steigende Lebenserwartung bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate hat bereits im 20. Jahrhundert den Altersaufbau der Bevölkerung grundlegend verändert. Gemäss Hochrechnungen des Bundesamts für Statistik wird sich der demografische Alterungsprozess auch im 21. Jahrhundert fortsetzen. 2045 werden voraussichtlich 26 Prozent der Menschen in der Schweiz 65-jährig oder älter sein. Im Jahr 2015 waren es noch 18 Prozent.
Die längere Lebenserwartung ist erfreulich, insbesondere weil sie auch mit einer verlängerten Lebenszeit in guter Gesundheit einhergeht. Zugleich stellt uns der demografische Alterungsprozess als Gesellschaft vor grosse Herausforderungen. Denn unsere Lebensmodelle stammen aus dem letzten Jahrhundert, als die Alterspyramide noch nicht Kopf stand. Veranschaulichen lässt sich dies am Beispiel der AHV: Seit deren Einführung im Jahr 1948 stieg die Lebenserwartung in der Schweiz von 65 auf 81 Jahre bei den Männern und von 69 auf 85 Jahre bei den Frauen. Der demografische Wandel erfordert nicht nur Anpassungen im Bereich der Altersvorsorge, sondern auch neue Modelle in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Pflege und Mobilität.
Die «Ageing Society» ist das grosse Generationenprojekt der kommenden Jahrzehnte. Das Berner GenerationenHaus will als Plattform einen Beitrag zum Gelingen dieses Generationenprojekts leisten. Um die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu meistern, braucht es soziale Innovationen und den Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren und Generationen. Ab Frühjahr 2019 lanciert das Berner GenerationenHaus unter dem Titel «forever young. Willkommen im langen Leben» ein Programm mit dem thematischen Schwerpunkt «Ageing Society». Ziel ist, die Fragen und Erkenntnisse rund um die individuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft sichtbar zu machen und zur Diskussion zu stellen.
In einer Gesellschaft des langen Lebens gewinnt die Frage nach dem persönlichen Verhältnis zum Alter(n) an Bedeutung. Studien zeigen, dass nicht nur die äusseren Rahmenbedingungen, sondern auch die inneren Einstellungen entscheidend dazu beitragen, wie gut wir altern. Und dass unsere Vorstellungen vom Alter(n) das Zusammenleben zwischen den Generationen prägen. Doch wie halten wir es eigentliche mit dem Älterwerden? Welche Hoffnungen und Ängste verbinden wir mit dem Alter(n)? Wollen wir für immer jung bleiben? Oder ewig leben?
Über die Altersbilder der Schweizerinnen und Schweizer ist wenig bekannt. Die letzte Studie liegt rund 20 Jahre zurück. Das Berner GenerationenHaus will diese Lücke im Rahmen des Projekts «forever young. Willkommen im langen Leben» mit einer Befragung schliessen. Und damit einen Dialog über Altersbilder der Gegenwart anregen.
Ende November 2018 befragt das Berner GenerationenHaus in Videointerviews 100 Menschen im Alter zwischen 10 und 100 Jahren zu ihren persönlichen Einstellungen und Erfahrungen zum Älterwerden. Ergänzend dazu untersucht das renommierte Forschungsinstitut sotomo mit einer repräsentativen Studie die Altersbilder der Schweiz.
Forever Young – willkommen im ewigen Leben
Das Berner GenerationenHaus sucht für eine filmische Befragung Menschen, die von ihren persönlichen Erfahrungen und Einstellungen zum Älterwerden erzählen. Die Antworten sind Grundlage für eine interaktive Website und eine Installation in der Ausstellung «forever young. Willkommen im langen Leben».