TEXT: MARTIN GRASSL; BILD: SIMON STÄHLI
«Damit die Burgergemeinde sich weiterhin für Bern engagieren kann, braucht es laufend neue Ehrenamtliche», betont Dominique Holzer, die als Mitglied der Sozialkommission amtet. «Durch diese Tätigkeit kann man wertvolle Kontakte knüpfen und bekommt ungeahnte Einblicke. Besonders junge Menschen können hier neue Perspektiven und Ideen einbringen.» Die ausgebildete Sozialarbeiterin Dominique Holzer leitet zurzeit in Bremgarten die Beratungsstelle «Alter». Davor wirkte sie unter anderem zwölf Jahre lang als Almosnerin der Gesellschaft zu Kaufleuten.
«In der Sozialkommission liegt mein Lead bei der Fachführung des Burgerlichen Sozialzentrums», erklärt sie. «Ich schlage aber auch Brücken zwischen den Gesellschaften und Zünften, dem Sozialzentrum und der siebenköpfigen Kommission». Sie weiss, dass jeder Mensch plötzlich von Armut betroffen sein kann. «Sozialhilfe soll aber mehr als nur das finanzielle Existenzminimum sichern. Die Möglichkeit sozialer Teilhabe der Betroffenen ist ebenso wichtig», gibt Dominique Holzer zu bedenken. «Überhaupt hat Corona zu einem breiteren Umdenken in der Bevölkerung über das Thema Sozialhilfe beigetragen. Früher war immer von Kürzungen die Rede, seit Corona ist eine neue Sensibilität spürbar», erläutert sie.
Das Burgerliche Sozialzentrum übernimmt Aufgaben zuhanden der Gesellschaften und Zünfte inklusive der sozialhilfeleistenden Burgergemeinden im Kanton sowie der burgerlichen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde. «Die verschiedenen Vorstellungen und Mentalitäten all dieser Anspruchsgruppen zu erfüllen, ist tatsächlich eine Herausforderung, aber auch eine Chance», weiss Dominique Holzer zu berichten. «Das Burgerliche Sozialzentrum bewegt sich in seiner Tätigkeit innerhalb der SKOS-Richtlinien und versucht dabei, den zur Verfügung stehenden Handlungsspielraum für spezielle notwendige Leistungen zugunsten der von Armut Betroffenen zu nutzen. Zurzeit ist auch in diesem Zusammenhang ein eigenes Handbuch in Arbeit.»
Dominique Holzer ist es ein persönliches Anliegen, Synergien innerhalb der Burgergemeinde nutzbar zu machen, «etwa bei der Schaffung von Nischenarbeitsplätzen in unseren Institutionen und Abteilungen.» Danach gefragt, wodurch sich die Arbeit des Burgerlichen Sozialzentrums von anderen Diensten unterscheide, antwortet sie: «Bezüglich Qualität und zeitlicher Ressourcen ist der burgerliche Sozialdienst besonders gut aufgestellt, weil er mehr Zeit für seine Klientinnen und Klienten aufbringen kann als andere. Dazu ist sein Standort im Burgerspital, wo sich andere soziokulturelle Institutionen des Berner Generationenhauses befinden, einladender und eher niederschwelliger gestaltet als der anderer Sozialdienste.»