«Einer Idee zum Fliegen verhelfen»
TEXT: KATHARINA ALTAS; ILLUSTRATION: CHRAGI FREI, CHKY.CH
Was hat euch motiviert, euch für den Wettbewerb einzusetzen?
Patrizia Crivelli: Als die Fachstelle Engagements in Kultur und Gesellschaft neu geschaffen wurde, gab es die Preise der Burgergemeinde Bern. In diesen wird zurückgeblickt. Man ehrt Personen und Institutionen für Initiativen, die mit grossem Erfolg und viel Engagement umgesetzt wurden. Schnell kam die Kommission auf die Idee, etwas zu entwickeln, das in die Zukunft gerichtet ist und gesellschaftliche Fragen aufgreift.
Daniel Wirz: Wir hatten mit dem «Prix Effort» bereits einen in die Zukunft gerichteten Preis. Dieser richtete sich aber nur an junge Menschen. Wir waren der Meinung, dass auch ältere Menschen kreativ und innovativ sein können.
Warum muss der Zusammenhalt in der Gesellschaft gefördert werden? Gibt es eurer Meinung nach eine Spaltung?
DW: Ich erlebe in meinem Alltag keine Spaltung, das ist das falsche Wort, aber ich bemerke, dass die Kommunikation – auch bedingt durch Social Media – eine Einwegkommunikation ist. Uns liegt daran, dass Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zusammenkommen und miteinander reden. Wir sind der Überzeugung, dass gerade im Austausch der verschiedenen Gruppierungen gute Lösungen entstehen.
PC: Ich denke, dass wir eine Polarisierung in der Gesellschaft erleben, bei der Menschen nicht mehr miteinander reden wollen oder vorgefasste Meinungen haben. Die ganze Idee hinter dem Ideenwettbewerb ist das Brückenbauen. Das ist für mich das Bild, bei dem unterschiedliche Parteien wieder aufeinander zugehen.
Was unterscheidet den Ideenwettbewerb von anderen Preisen der Burgergemeinde?
PC: Ein formaler Unterschied ist, dass man sich für die bisherigen Preise der Burgergemeinde nicht bewerben kann. Der Ideenwettbewerb dagegen ist niederschwellig und für alle Menschen im Kanton Bern offen.
DW: Wir wollen mithelfen, etwas Neues entstehen zu lassen, das es in dieser Form noch nicht gibt und in 20 Jahren vielleicht gar den anderen Preis der Burgergemeinde gewinnen kann.
Die Website des Ideenwettbewerbs ist auf Französisch und Deutsch. Ausserdem wird der Ausschreibungstext in Einfache Sprache übertragen. Welche Überlegungen stecken dahinter?
PC: Durch Einfache Sprache soll der Wettbewerb für alle zugänglich gemacht werden, und mit der Zweisprachigkeit sprechen wir den ganzen Kanton an.
Der Ideenwettbewerb startet niederschwellig mit der Beantwortung von zwei Fragen. Welche Aufgabe hat die Jury, die im ersten Schritt zehn Ideen auswählen wird?
DW: Meiner Meinung nach geht es in erster Linie um die Idee. Alles andere, wie man das Projekt umsetzt oder wie man der Idee zur Ausbreitung verhilft, kommt danach. Der springende Punkt ist, dass die Idee kreativ ist und Menschen zusammenbringen kann. Für diese fachliche Einschätzung braucht es eine divers zusammengesetzte Jury. Das wird eine herausfordernde, aber auch sehr spannende Aufgabe.
Ein eintägiger Workshop und ein Mentorat sind zwei weitere Elemente des Ideenwettbewerbs. Welche Erwartungen knüpft ihr daran?
DW: Geld ist das eine; Kompetenzen zu haben, Ideen umzusetzen, das andere. Ich denke, dass viele Ideen scheitern, weil es an der Expertise und der Unterstützung fehlt. Durch den Workshop und das Mentorat wird die fachliche Begleitung gewährleistet. Es wird auch für die Mentorinnen und Mentoren spannend sein, wenn sie einer Idee zum Fliegen verhelfen können. Diese Mentorinnen und Mentoren arbeiten ehrenamtlich, was der DNA der Burgergemeinde entspricht.
Der Ideenwettbewerb heisst «inspiration». Was verbindet ihr damit?
PC: Der Begriff «inspiration» hat eine Leichtfüssigkeit. Inspirieren kann so Vieles, und das gefällt mir.
DW: Wenn es uns gelingt, dass inspirierende Ideen verwirklicht werden, die den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Ideenwettbewerb «inspiration»
Die Burgergemeinde Bern lanciert am 5. Februar 2025 den Ideenwettbewerb «inspiration» für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Er ist niederschwellig, wird im ganzen Kanton Bern ausgeschrieben und soll Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zusammenbringen. Bei «inspiration» handelt es sich um einen Wettbewerb, der mit einer niederschwelligen Eingabe startet (zwei Fragen) und dann über ein dreistufiges Verfahren juriert wird. Die Ideengeberinnen und Ideengeber werden beim Ausarbeiten der Ideen in einem eintägigen Workshop und durch ein Mentorat begleitet. Die Mentorinnen und Mentore geben ihr Fachwissen und ihre Erfahrung weiter und vermitteln Kontakte. Dadurch wir die Idee konkretisiert, sodass sie umgesetzt werden kann. Die Gewinnerinnen und Gewinner erhalten Beitragsvereinbarungen über drei Jahre. Zur Verfügung stehen insgesamt 180'000 Franken.
Weiterführende Informationen: inspiration.bgbern.ch