«Ein krankes Kind – das verbindet!»
TEXT: PASCAL MATHIS / BILDER: zVg
Eine normale Quartierstrasse in Bern, gleich neben dem Areal des Inselspitals. Von aussen deutet wenig darauf hin, dass hinter zwei Eingängen besondere Zimmer verborgen sind. An der Hausfassade gibt lediglich die Aufschrift «Ronald McDonald Haus» einen Hinweis.
Die gleichnamige Stiftung stellt an dem Ort insgesamt ein gutes Dutzend Familienzimmer und Aufenthaltsräume zur Verfügung. Das Ziel: Eltern und Geschwister kranker Kinder sollen in der Nähe der jungen Patienten wohnen können. Für eine symbolische 20er-Note pro Nacht ist ein vorübergehendes Zuhause möglich – so normal wie nur möglich, wie es Orlanda Vetter, Geschäftsführerin des Standorts in Bern, umschreibt. Denn die Umstände sind für die Betroffenen schon schwierig genug.
Das Zuhause für alle, die Bedarf haben
Pro Jahr ziehen rund 400 verschiedene Familien in eines der Zimmer – und nach wenigen Tagen oder ein, zwei Monaten wieder aus. «Alle sind froh über diese Möglichkeit», unterstreicht Orlanda Vetter. Ihre Augen leuchten, wenn sie erzählt, dass in dem Haus Menschen ein Zuhause auf Zeit finden – egal welche Religion oder welche soziale Herkunft sie haben. Da wohne auch mal eine Flüchtlingsfrau neben dem Banker. Und in den allermeisten Fällen laufe es problemlos ab, denn: «Ein krankes Kind, das verbindet!»
Tagsüber sei es in den Zimmern, der Gemeinschaftsküche und den Aufenthaltsräumen meist ruhig, erzählt Orlanda Vetter. Da sind die Angehörigen im Spital in der Nähe der Kinder. Dafür sei eher abends oder am Wochenende mehr los. Für die Bewohnenden sei stets jemand erreichbar – in Notfällen auch mitten in der Nacht.
Die «betreute Pension» neben dem Spital
Wenn sich im Inselspital ein krankes Kind auf einen längeren Aufenthalt einstellen muss, erhalten dessen Eltern den Hinweis auf das «Ronald McDonald Haus». Das Haus gibt es in Bern seit 2001; die Burgergemeinde Bern hat im vergangenen Jahr eine Zimmerpatenschaft übernommen. «Wir sind wie ein Satellit des Inselspitals – und dennoch völlig losgelöst davon.» Orlanda Vetters Gäste kommen nicht nur aus Bern, auch aus anderen Regionen der Schweiz. Und meist leiden die betroffenen Kinder an Herzfehlern, an Krebs oder sind zu früh auf die Welt gekommen – drei Fachgebiete des Spitals.
«Für mich ist die Einrichtung wie eine betreute Pension», sagt Orlanda Vetter lachend. Sie wolle den Leuten einfach etwas abnehmen – in einem Alltag, der für die Familien alles andere als normal ist.
(Zur Info: Die Stiftung finanziert sich vollumfänglich aus Spenden. Mehr Informationen: https://ronaldmcdonald-house.ch/bern)