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Ein Haus voller Überraschungen

09.07.2018

Ein kurzer Erlebnisbericht von einer exklusiven Führung über die Casino-Baustelle.

 

TEXT: SELINA STRÖSSLER; BILDER: ALEXANDER GEMPELER

Mit zerrissener Jeans und einer «Schnatte» im Knie empfängt mich Gerhard Winkelmann, einer der beiden Bauleiter des Casinos Bern. «Ich habe mir heute Morgen das Knie gestossen», erklärt er und reicht mir einen weissen Helm. Ich nehme dankend an, denn eine solche Baustelle birgt, wie ich später noch erfahren werde, viele Überraschungen. Wir gehen zusammen auf die Galerie des Grossen Saals, wo mir Winkelmann einen ersten Überblick über die Baustelle gibt. Ich bin das erste Mal im Casino: Schade eigentlich, denn so kann ich den Vorher-Nachher-Effekt nicht wirklich erleben. Mir sticht aber sofort der offene Boden in der Mitte des grossen Saals ins Auge. Winkelmann erklärt mir, dass ein Teil des Bühnenbodens erneuert werde, weil die hydraulische Bühne nicht mehr ganz eben war. Grund dafür war bei einer früheren Renovation der Einbau einer Rippendecke. Die Hohlräume dazwischen führten dazu, dass der Boden eingesackt ist. Deshalb werde sie jetzt in der Mitte zusätzlich mit Beton verstärkt, was eine nicht ganz unkomplizierte Angelegenheit ist: Einen Teil dieser Arbeit musste der Baumeister denn auch im Klettergurt ausführen.

Weil Winkelmann von einem anderen Termin in Anspruch genommen wird, löst ihn der andere Casino-Bauleiter, Christian Reinmann, ab. Ich erfahre von ihm, dass die Arbeiten an der Bühne als sogenannter Rückbau bezeichnet wird, bei dem wieder der ursprüngliche Zustand herbeigeführt wird. Und die Bühne ist nicht der einzige Rückbau: fast alle Decken wurden bei früheren Umbauten tiefer gehängt. Im Zuge des aktuellen Umbaus wird dies wieder rückgängig gemacht, damit die mit Stuck dekorierten Decken mehr Raum erhalten.
«Bei einem Umbau kommen meist viele verborgene Fakten wieder ans Licht», meint Reinmann. So auch beim Dachboden: Eigentlich war nur eine kleine Verstärkung der Tragbalken geplant, doch als der Zugang freigelegt worden war, kamen sehr alte, morsche Holzbalken zum Vorschein. Schnell wurde klar: eine Verstärkung allein genügt nicht. Die Balken müssen komplett ersetzt werden. Eine Überraschung mit der niemand gerechnet hatte! In einem aufwendigen Verfahren wird das gesamte Dach mithilfe hydraulischer Stützen leicht angehoben, damit neue Balken eingesetzt werden können.

Das Casino hält aber auch kleinere Überraschungen bereit. Etwa Zeitungen aus dem Jahr 1910, die in die Gemäuer als Isolationsmaterial verbaut wurden und Einblicke in eine frühere Zeit geben. Oder auch alte Münzen, die fast ein Jahrhundert in den Zwischenbereichen des Parkettbodens überdauert haben und erst jetzt wieder durch die Plattenleger entdeckt wurden.

Aktuell steht der Ausbau der ganzen Schachtsysteme für die Kanalisation, Elektronik und Belüftung an. Der Umbau des Casinos Bern dauert noch bis August 2019 und wird wohl noch einige Überraschungen bereit halten – wir dürfen gespannt sein!

www.casinobern.ch

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