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Lebensgeschichten lesen

25.10.2017

Viele ältere Menschen haben das Bedürfnis, ihre Lebensgeschichten niederzuschreiben und späteren Generationen zu überliefern. In der neuen Veranstaltungsreihe «Edition Unik Café» lesen Autorinnen und Autoren im Berner GenerationenHaus aus ihren Büchern – zusammen mit ihren Kindern und Enkelkindern.

TEXT: ANDREA HIPP, BILDER: YOSHIKO KUSANO

Bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn ist die CaféBar im Berner GenerationenHaus bis auf den letzten Platz besetzt. Gekommen sind die Familien, Freunde und Bekannte dreier Debutautorinnen und -autoren im Alter von 72, 73 und 80 Jahren. Sie alle haben diesen Frühling ihr erstes Buch geschrieben. Ein Buch voller Geschichten, Erinnerungen und Anekdoten.

Ermöglicht wurde es durch das Oral-History-Projekt Edition Unik, initiiert von Heller Enterprise des Kulturunternehmers Martin Heller. Knapp 200 Bücher sind seit dem Start von Edition Unik 2015 entstanden, mit jedem der halbjährlich stattfindenden Workshops kommen rund 50 Bücher dazu. In den Workshops begleitet Edition Unik die Interessierten über vier Monate hinweg beim Schreibprozess, stellt ihnen eine Software zur Buchgestaltung zur Verfügung und übernimmt den Druck der Bücher. Inhaltliche Vorgaben für die Texte gibt es keine. Mit dem «Edition Unik Café» gehen die Bücher zusammen mit ihren Autorinnen und Autoren nun erstmals auf Lesetournee. An diesem Abend machen sie Halt im Berner GenerationenHaus.

Als Erste betritt Elisabeth Leu-Lehmann die Bühne, zusammen mit ihren beiden Enkelkindern Sophie und Philippe sowie ihrem Sohn Martin. Sie alle lesen aus dem Buch, das Elisabeth Leu-Lehmann diesen Frühling aus gesammelten Erinnerungen geschrieben hat. Wer welche Passagen vorliest, haben die Vier gemeinsam entschieden und diese mit farbigen Post-Its markiert. Elisabeth Leu-Lehmann macht den Anfang und übergibt anschliessend an Sophie an einer Stelle, an der sie sich an einen Besuch bei der Grossmutter erinnert, als sie selbst noch ein kleines Mädchen war. Danach liest Philippe von einem Wochenendausflug der Familie und gibt dann das Buch weiter an seinen Vater Martin. Von Elisabeth Leu-Lehmanns Werk gibt es nur drei Exemplare. Zwei hat die Autorin erhalten, eins ist im Archiv der Edition Unik in Zürich.

Der etwas andere «Verlag»
Die Idee von Edition Unik ist nicht, als Verlag aufzutreten, sondern mit dem Buchprojekt den Schatz aus biografischem Alltags- und Erfahrungswissen der nächsten Generation zu überliefern. Die Veranstaltung «Edition Unik Café», bei der die Autorinnen und Autoren gemeinsam mit ihren Nächsten aus den Büchern vorlesen und ihre Geschichten und Erinnerungen mit dem Publikum teilen, passt gut ins Berner GenerationenHaus. Das Projekt fördert den Dialog und den Zusammenhalt zwischen den Generationen, dem sich auch das Berner GenerationenHaus verschrieben hat.

Berner Première mit Fortsetzung
Am ersten Veranstaltungsabend des «Edition Unik Cafés» lesen neben Elisabeth Leu-Lehmann und ihrer Familie auch Ueli Johner-Etter und Suzanne Schrade zusammen mit ihrem Neffen André Schrade. Sie alle kommen aus der Region Bern und halten seit diesem Frühling ihre Erinnerungen und Geschichten erstmals zwischen zwei Buchdeckeln in Händen. Das nächste «Edition Unik Café» findet am 28. Februar 2018 im Berner GenerationenHaus statt. Die Lesenden werden im Vorfeld der Veranstaltung bekannt gegeben.

Edition Unik

In der Edition Unik schreiben Menschen persönliche Texte und gestalten daraus ihr eigenes Buch. Ohne inhaltliche Vorgaben bringen sie zu Papier, was ihnen wichtig ist: meist Erinnerungen und Erfahrungen aus ihrem Leben. Von der ersten Seite bis zum fertigen Buch begleitet Edition Unik die Teilnehmenden. Verschiedene Unterstützungsangebote stehen zur Verfügung und gestalten gemeinsam mit einer exklusiven Software den konzentrierten Schreibprozess.

www.edition-unik.ch

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