Unterschiedliche Altersbilder
Besonders die ältere Generation ist durch das Corona-Virus gefährdet. Nicht allen fiel es von Beginn weg leicht, auf das Zvieri mit den Enkelkindern oder den gewohnten Einkauf im Supermarkt zu verzichten. Dies hat für Till Grünewald verschiedene Gründe: «Die grösste Angst der älteren Generation ist der Verlust von Autonomie, die drohende Fremdbestimmung.» Auch hätten sich zu Beginn der Pandemie viele Leute nicht betroffen gefühlt, da sie sich nicht alt fühlen würden, analysiert der Leiter des Berner Generationenhauses. Die Studie «Altersbilder der Gegenwart» untermalt dieses Bild: Nur jede siebte Person ab 70 Jahren bezeichnet sich selber als alt. Für die unter 30-Jährigen gilt jemand jedoch schon ab 66 Jahren als alt. «Die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Alters und damit der Zugehörigkeit zur sogenannten Risikogruppe machen die momentane Situation besonders schwierig», so Grünewald weiter.
Den Schlüssel zum Erfolg sieht er im Dialog: «Wenn man versucht, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen und das Gespräch sucht, führt das oft schon zu einem besseren Verständnis», meint er. Doch dies ist einfacher gesagt als getan - auch Grünewald selbst brauchte etwas Zeit, um seine Eltern vom Zuhausebleiben zu überzeugen.
Ungewisse Zukunft
Laut Till Grünewald ist es aktuell noch zu früh, um zu beurteilen, wie die Corona-Krise das Berner Generationenhaus beeinflussen wird. «Klar ist aber, dass die Krise den Dialog zwischen den Generationen noch bedeutsamer macht. Generationensolidarität und Altersbilder sind relevante Themen, dazu wollen wir auch in Zukunft einen Beitrag leisten», sagt er. Dies zeigt: Das Berner Generationenhaus ist sich seiner Aufgabe in der aussergewöhnlichen Lage im Moment mehr denn je bewusst und blickt erwartungsvoll in die Zukunft.