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«Der Start ist geglückt»

Von links nach rechts: Lorenz und Andrea Hämmerli, Carol und Beat Burkhardt

29.05.2024

Seit Anfang Jahr bewirtschaften die Weingüter Hämmerli und Bielerhaus den Rebberg auf der St. Petersinsel. Neue Etikette und neues Logo, Rebschnitt und Unterstockbearbeitung, Kampf gegen die roten Spinnen – es gibt viel zu tun für die neuen Pächter. Doch die Freude ist riesig.

TEXT: CHRISTOPH BUSSARD; BILD: zVg

Am 3. Januar war es soweit: Die neuen Pächter des Rebbergs auf der St. Petersinsel konnten ihre ersten Arbeiten in den Reben in Angriff nehmen. Sie widmeten sich dem Rebschnitt, bei dem das ältere Holz der Rebstöcke weggeschnitten wird. Im November 2022 hatten die beiden Weingüter Hämmerli aus Ins und Bielerhaus aus Ligerz von der Burgergemeinde Bern den Zuschlag für die Pacht des Rebbergs auf der Insel per Anfang 2024 erhalten. Die Neuvergabe an die beiden Pächterfamilien entsprach dem Wunsch der Burgergemeinde, mit innovativen Partnern aus der Region einen Inselwein mit Alleinstellungsmerkmal zu produzieren. Die 15 Jahre dauernde Pacht durch das Rebgut der Stadt Bern endete im vergangenen Jahr.

Der gute Draht
Aber klar: Hinter den Kulissen respektive abseits des Rebbergs hatten sich die Pächterpaare Andrea und Lorenz Hämmerli sowie Carol und Beat Burkhardt (Bielerhaus) bereits lange vor dem 3. Januar mit ihrer neuen Aufgabe befasst. Seit weit über einem Jahr treffen sie sich im Schnitt alle drei Wochen zu einer halbtägigen Sitzung, um die Zusammenarbeit und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Ins und Ligerz befinden sich nicht auf der gleichen Seeseite – wie also haben die beiden Pächterfamilien zusammengefunden? Er kenne Beat Burkhardt schon lange, nicht zuletzt dank seiner früheren Tätigkeit im Vorstand der Rebgesellschaft Bielersee, erzählt Lorenz Hämmerli. «Wir hatten schon immer einen guten Draht.» Als er von der Neuvergabe des Rebbergs auf der St. Petersinsel erfahren und das Thema mit seiner Familie besprochen habe, sei schnell einmal die Idee aufgekommen: Weshalb nicht mit jemandem zusammen? Und dann sei für sie klar gewesen, dass es mit Burkhardts perfekt passen würde. Einer der Vorteile des Zusammengehens ist laut Lorenz Hämmerli die Aufteilung der Arbeitsbelastung: Beide Pächterfamilien sind mit ihren angestammten Betrieben bereits stark ausgelastet, nun kommt der fünf Hektar grosse Rebberg auf der St. Petersinsel hinzu. Ein anderer Vorteil ist der gegenseitige Austausch, die Möglichkeit, Probleme gemeinsam zu besprechen.

Schlupfwespen willkommen
Doch zurück in den Rebberg: Nach dem Rebschnitt wurden bis Ende März die Fruchtruten an die Anbindedrähte gebunden, anschliessend folgte die Unterstockbearbeitung, welche im biologischen Weinbau mechanisch erfolgt. Jede zweite Gasse zwischen den Reben wird gemäht, jede zweite bleibt bestehen. «Ziel ist, mit einer reichhaltigen Flora und Fauna Nützlinge zu generieren. Sie sind die besten Gegenspieler zu den Schädlingen», erklärt Lorenz Hämmerli. Nützlinge sind zum Beispiel Schlupfwespen, welche Kirschessigfliegen fressen, oder Raubmilben, welche die schädlichen Spinnmilben – so genannte «rote Spinnen» – fressen. Wichtig ist auch die Bekämpfung der Traubenwickler – oder Sauerwürme –, welche Essigfäule auslösen könnten: Sie werden mit Lockstoffen von der Paarung abgehalten. Im Mai dann werden überzählige Triebe ausgebrochen, damit kein unnötiger Wettkampf um Nährstoffe stattfindet.

Moderner, frischer, cooler
Die beiden Pächterfamilien haben sich zum Ziel gesetzt, dass die St. Petersinsel künftig stärker mit Wein in Verbindung gebracht wird. «Wir wollen dem Wein einen moderneren, frischeren, cooleren Touch verleihen, wir wollen vermehrt jüngere Menschen ansprechen. Und wir wollen schlicht und einfach, dass über den Inselwein gesprochen wird», erklärt Lorenz Hämmerli. Oberste Priorität habe natürlich, ein Topprodukt zu kreieren. Daneben solle der Wein etwa mit neuem Logo, frischer Etikette und der Bewirtschaftung von Social-Media-Kanälen zum Gesprächsthema werden.

Leidenschaft und Wirtschaft
Die Freude über die neue Aufgabe ist bei beiden Pächterfamilien riesig. «Wir sind Winzer aus Leidenschaft und deshalb der Burgergemeinde sehr dankbar für die Möglichkeit, diesen so besonderen Rebberg in der Region bewirtschaften zu dürfen», sagt Lorenz Hämmerli. Nun hoffen die beiden Familien auf ein gutes erstes Jahr. 30’000 Flaschen Inselwein wären ein Erfolg, 20’000 Flaschen müssen es sein, damit es wirtschaftlich aufgeht. Eines lasse sich aber jetzt schon festhalten, meint Lorenz Hämmerli: «Der Start ist geglückt.»

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