Daniel de Quervain zum 80. Geburtstag
Daniel de Quervain
TEXT: ANNELIES HÜSSY; BILD: ANITA PAULI
Der Name deutet es an, Daniel de Quervain entstammt einer Hugenotten–Familie, die in Bern eine neue Heimat gefunden hat. Der Vater ist Musikwissenschaftler und Historiker und fördert Daniel und seine Geschwister auf historischem und kulturellem Gebiet. Schon als Kind entfaltet sich sein künstlerisches Talent, Daniel zeichnet und malt viel. 1953 beginnt er den Vorkurs der Kunstgewerbeschule Bern mit dem Berufsziel Bühnenbildner. Sein Interesse an Musik und an der Oper hat der Vater schon früh geweckt, Verdi und der Belcanto haben es ihm angetan. Anschliessend durchläuft er eine Grafiker-Lehre bei Herbert Aulich. Nach Lehrabschluss zeichnet sich ab, dass Daniel als Grafiker nicht glücklich werden kann. Da Ausbildungsplätze für weiterführende Lehrgänge hierzulande dünn gesät sind, schreibt er sich in die Malklasse an der Kunstschule Nürnberg ein. Nach drei Jahren in Nürnberg kehrt er 1962 in die Schweiz zurück. Obwohl das Herz von Daniel de Quervain nicht für die Werbegrafik schlägt, arbeitet er einige Jahre als «Störgrafiker» und führt überwiegend Layout-Arbeiten für die Post, die SBB oder auch für das Verkehrshaus Luzern aus. Im November 1963 gibt er diese Tätigkeit auf und wagt den Schritt zum freischaffenden Künstler. Stets hat er neben dem Brotberuf auch künstlerisch gearbeitet und 1957, anlässlich der Weihnachtsausstellung in der Berner Kunsthalle, eine Monotypie eingereicht, welche ihm vom bekannten Berner Kunstsammler Hermann Rupf (1880–1962) abgekauft worden ist.
Fortan arbeitet Daniel de Quervain zu Hause und organisiert 1964 seine erste Ausstellung in seiner Zweizimmerwohnung im elterlichen Haus an der Gurtengartenstrasse im Spiegel. Diese Ausstellung wird ein Erfolg, dennoch ist das Leben als freier Künstler nicht einfach, oft muss er mit wenig Geld zurechtkommen. Doch folgen rasch weitere Ausstellungen, die erste grosse Einzelausstellung findet 1971 in der Galerie Werner Schindler an der Berner Marktgasse statt. Auch im Ausland wird man auf Daniel de Quervain aufmerksam, es folgen Beteiligungen an Ausstellungen 1970 in Florenz, 1972 in Krakau und 2004 in Erlangen. Zu seinen liebsten Erinnerungen der vielen Ausstellungen zählt eine Schau Anfang der 1970er-Jahre in der Galerie István Schlégl in Zürich. Auch in und um Bern tritt Daniel de Quervain mit bedeutenden Schauen in Erscheinung. Ab 1997 kann er viermal in der renommierten Galerie Kornfeld ausstellen, zudem gibt Eberhard Kornfeld einen dreibändigen Werkkatalog zum Schaffen de Quervains heraus.
Autonomie und Wahrhaftigkeit sind für Daniel de Quervain als Künstler wichtig, einen anderen Weg kann er sich nicht vorstellen. Schon früh beobachtet er nämlich, wie viele Grafiker unbewusst die Arbeitsweise ihre Vorgesetzten imitieren. So kann sich aber de Quervain zufolge kein freier Stil entwickeln. Zur Technik der Druckgrafik ist der Linkshänder Daniel de Quervain mehr aus Zufall gekommen. Während eines Ferienaufenthalts in Bern, zu Zeiten seines Studiums in Nürnberg, stattet er einer Druckerei einen Besuch ab. Ein Kollege gibt ihm dort eine Stahlnadel in die Hand, damit er sich einmal in der Kaltnadeltechnik versuche. Daniel de Quervain ritzt in die Druckplatte aus Metall und ist auf Anhieb fasziniert von dieser Technik, die er sich daraufhin erfolgreich zu eigen macht. Denn die Kaltnadeltechnik bietet ihm neue und vielfältigere Möglichkeiten. In dieser schwarz-weiss-Technik kann er durch stärkeren oder geringeren Druck während des Ritzens breite oder haarfeine Linien ziehen, aber auch grossflächige Hintergründe in Ätztechnik gestalten. Und, auch de Quervains grosses Vorbild Rembrandt van Rijn (1606–1669) ist ein Meister der Kaltnadelradierung gewesen.
Archivbestand
Der Vorlass Daniel de Quervain befindet sich in der Burgerbibliothek Bern. Neben seinem umfangreichen druckgrafischen Werk finden sich im Bestand persönliche Papiere, Korrespondenzen, Ausstellungskataloge und Materialien zum künstlerischen Schaffen.
Online-Katalog:
http://katalog.burgerbib.ch, Signatur: N Daniel de Quervain