Stadt-App BÄRN ISCH ESO
TEXT: MARTIN GRASSL, STEFANIE GERBER; BILDER: MARTIN GRASSL
Schon nur die präsentierten Kurzfilme mit dem Italoberner Theatermann Massimo Rocchi bilden einen tollen Auftakt. Auf unvergleichliche Art führt er einen direkt in typische und turbulente Alltagssituationen der Stadt. Aber auch die 50 Hörbeiträge haben es in sich. Mal sind sie erheiternd, mal geistreich, dann wieder sorgen sie für Überraschungen, beschreiben Skurriles oder wärmen schlicht das Herz. Wer mit dem Stadtführer unterwegs ist, kann sich aber auch an die Fersen diverser Berner Persönlichkeiten heften und so auf sogenannten Lieblingstouren bisher wenig bekannte Ecken oder Sichtweisen der Stadt Bern erleben. So offenbart sich, welche «Lädeli» Balts Nill unterwegs einfach nicht links liegen lassen kann. Oder wo Jodlerin Christine Lauterburg nur noch der Symphonie der Natur lauscht. Erhellt wird auch, welche Ecken es Robert Walser besonders angetan hatten und ihn inspirierten.
Am Anfang stand eine umfassende Analyse
Das Projektteam, welches zur Umsetzung des Unterfangens nur rund zehn Monate Zeit hatte, analysierte im Vorfeld kritisch unzählige Stadtführer aus aller Welt. Es war klares Ziel, das Genre um etwas anderes, Neues zu bereichern. Statt für Touristen sollte etwas für Einheimische kreiert werden. Mit Ausnahme der Beiträge des Angloberners Diccon Bewes, sind die Inhalte des Führers auf Deutsch oder Mundart verfasst. Natürlich stellte es eine besondere Herausforderung dar, Bernprofis zu überraschen und sie auf neues Terrain zu locken. Dies ist nur schon anhand der Lieblingstouren gelungen. Die 27 angefragten Persönlichkeiten schaffen es, selbst Einheimische in unbekannte Welten zu entführen und mit ungewohnten Sichtweisen zu verblüffen. Alle Orte wurden zudem aufwendig fotografiert und sind mit Absicht nicht auf Anhieb zu erkennen.
Touren für Kinder und Schulen
Aber auch an die Kleinen wurde gedacht. In einer höchst amüsanten Hörtour führt Kinderbuchautor Lorenz Pauli Kinder — und deren Eltern — durch die Stadt Bern. Im Mittelpunkt stehen zwei Ausbrecher aus dem Dählhölzli-Tierpark: ein schlaues Lisztäffchen und ein Papageientaucher mit «langer Leitig». Die Abenteuer der beiden in Berner Freiheit im Laufe von acht Geschichten sollten sich auch Ältere auf keinen Fall entgehen lassen!
Auf drei stufengerechten Touren können daneben Schülerinnen und Schüler die Berner Altstadt auf spielerische Art und Weise besser kennenlernen. Im Vordergrund steht dabei die aktive Rolle, das Entdecken, Rätseln, Suchen und Forschen. Historisches, Gesellschaftliches, Kulturelles und Überraschendes wird auf unterhaltsame Weise vermittelt.
Service public
Auch unter dem Reiterpunkt «Praktisches» trumpft der Stadtführer auf, mit Listung von Restaurants, WLAN-Standorten, Events, bekannten Sehenswürdigkeiten sowie allen öffentlichen WC-Standorten.
Ein «Zückerli» ist das Völlger-Panorama, welches die vom Münsterturm aufgenommene Rundumsicht auf die Stadt um 1894 zeigt — sowie die aktuelle Entsprechung im Jahr 2013.
Ausbau geplant
Der Stadtführer wird in seiner jetzigen Form laufend erweitert. So sind neue Lieblingstouren von Berner Persönlichkeiten geplant, zum Beispiel mit dem Kabarettisten Andreas Thiel oder dem Mundartrapper Greis. Die Stadt-App erhält 2016 wesentlichen Zuwachs. Dann nämlich nimmt sie umfangreiche, aufbereitete Archivinhalte der Burgerbibliothek auf.
Stadt-App
Der Stadtführer kann auch als kostenlose App für iOS und Android heruntergeladen werden. Das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz zählte die Stadt-App Anfang September 2014 zu den fünf besten nationalen iPhone-Apps.
Die App wurde auch von der Süddeutschen Zeitung Online empfohlen im Artikel «Hippe kleine Städteschwestern — Bern, die gemütlichste Hauptstadt der Welt».