TEXT: MARTINA HUNZIKER; ILLUSTRATION: HYPERRAUM
Lesungen im RBS-Zug zwischen Bern und Solothurn, literarische Interventionen im Marzilibähnli, ein «Büchertram»: Seit 2012 organisiert der Berner Verein Buchowski Literaturprogramme in fahrbaren Untersätzen. Benedikt Meyer, Historiker, Autor und Vorstandsmitglied, erläutert: «Mit Buchowski versuchen wir, literarische Momente mit dem öffentlichen Verkehr zu verbinden.» Der «Autormat», der Tickets mit literarischen Kurztexten ausgibt, ist das neuste Vereinsprojekt für mehr Poesie im Alltag.
Längere Zeit war es etwas still um die Aktivitäten des Vereins – jetzt aber meldet er sich mit dem «Autormaten» zurück. Meyer: «Bei unseren Treffen kommen uns immer wieder Einfälle, von denen wir viele dann aber nicht weiterverfolgen. Die Idee zum ‹Autormaten› jedoch stiess auf einen grossen Umsetzungswillen.» Dabei schwinge auch ein Gefühl von Nostalgie mit, führt Meyer aus. «Schliesslich ist fraglich, wie lange es die Billett-Automaten überhaupt noch gibt. Heute lösen ja viele ihr Ticket auf dem Handy», so Meyer.
Nun gut, von der Idee zur Umsetzung braucht es in diesem Projekt vor allem eines: einen entsprechenden Automaten. Also gelangte Buchowski an Bernmobil – und stiess dort auf sehr positive Reaktionen. «Ohne die Unterstützung von Bernmobil hätten wir das Projekt gar nicht realisieren können. Sie stellen uns den Automaten kostenlos zur Verfügung und unterstützen damit das Projekt ausserordentlich», freut sich Meyer. Einen Beitrag zur Umsetzung erhielt der Verein Buchowski auch von der Burgergemeinde Bern.
Von Mitte Juli bis Mitte Oktober wird der «Autormat» vor dem Parkeingang des Bernischen Historischen Museums stehen. Nicht nur sein unüblicher Standort, abseits der Tram- und Bushaltestellen, sondern auch sein etwas verändertes Aussehen soll die Aufmerksamkeit der Passantinnen und Passanten auf sich lenken. Meyer: «Der ‹Autormat› kommt farblich im Rot-Grau der Bernmobil- Automaten daher, wird sich aber dennoch ein bisschen von ihnen abheben.» Neugierige werden entdecken, dass der Touchscreen nicht die Auswahl zwischen Libero-Zonen anzeigt, sondern einen zwischen den Rubriken wie «Halt! Verlangen! », «Mehr-als-Fahrten-Karten» und «Helvetias Platz» auswählen lässt. Für ein «Füfzgi» spuckt der «Autormat» einen Text aus der gewählten Rubrik aus. Natürlich ganz wie die ÖV-Tickets auf gleichem Papier und in der gleichen Schrift gedruckt. Und so viel sei bereits verraten: Zur Auswahl stehen Kurztexte aus der Feder von bekannten Berner Literatinnen und Literaten, so unter anderen von Pedro Lenz, Matto Kämpf oder Andrea Maria Keller. Mitgewirkt haben ausserdem zwei Primarklassen des Kirchenfeld-Schulhauses. Was denn das Ziel des Projekts sei? Benedikt Meyer fasst sich kurz: «Den Menschen ein Schmunzeln zu entlocken und ein bisschen Fantasie in den Alltag bringen.»