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Spannendes zum Burgerspital

08.05.2019

Nach dem Umbau kam ein letzter grosser Teil des historischen Archivs des Burgerspitals in die Burgerbibliothek. Dieser hatte sich im Kellergewölbe des Spittels befunden, wo er nur schlecht benutzbar war. Über den Online-Archivkatalog der Burgerbibliothek steht nun das Inventar zur Verfügung.

TEXT: PHILIPP STÄMPFLI: BILDER BURGERBIBLIOTHEK

Da sich das Spital seit seinen Anfängen im 13. Jahrhundert aus
seinem Vermögen finanzieren musste, galt der Verwaltung des Spitalguts immer ein besonderes Augenmerk. So verwundert nicht, dass ein grosser Teil der Archivunterlagen den Spitalbesitz betrifft. Nach ihrer Erschliessung durch die Burgerbibliothek sind etwa die Akten zum Erwerb der spitaleigenen Kientalalpen sowie viele weitere Dokumente zum Kiental neu zugänglich, so auch Bauakten zu diversen landwirtschaftlichen Gebäuden und spannendes Bildmaterial von Naturereignissen wie etwa der Entstehung des Tschingelsees. Aber auch heute eher exotisch anmutende Dinge sind dokumentiert, zu erwähnen sind das Projekt eines Kraftwerks in Därligen samt Speichersee auf der Tschingelalp oder eine Fotoserie zur handwerklichen Herstellung von Schindeln.

Auch zur St. Petersinsel sind viele interessante Unterlagen vorhanden. So die Urkunde von 1531, welche die Übertragung der Insel an das Spital festhält, sowie viele Dokumente zu ihrer landwirtschaftlichen und touristischen Nutzung nebst reichhaltigem Bildmaterial zu fast allen die Insel betreffenden Aspekten. Zudem wurden unzählige Umbauten der verschiedenen Gebäude dokumentiert – oft sind auch noch Pläne und Fotografien dazu vorhanden. Ebenfalls im Zusammenhang mit der Insel sind Bilder zu finden, wie man sie nicht unbedingt erwarten würde. Wer rechnet schon damit, auf Fotos zu einer dort abgehaltenen Übung der Stadtberner Feuerwehr oder zur Seegfrörni von 1962 / 63 zu stossen? Sowohl bezüglich St. Petersinsel als auch des Kientals stellte sich die Direktion immer wieder Fragen zu ihrer Wirtschaftlichkeit. Mehrmals wurde sogar deren Verkauf erwogen, wie entsprechende Dossiers dokumentieren.

Zum Besitz des Burgerspitals gehörten auch sehr viele Liegenschaften in und um Bern, wovon hunderte von Verträgen zeugen. Besonders viele davon beziehen sich auf das Wankdorf und das Weissenbühl. Unterlagen und Pläne zum Spitalgebäude selbst und zu vielen Renovationen geben eine Vorstellung vom Aufwand, der für dessen Unterhalt notwendig war. Sowohl zu vielen Liegenschaften des Spitals als auch zum Spitalgebäude gibt es umfangreiche Fotobestände. Speziell interessant sind jene Aufnahmen, welche den Betrieb des Spitals und seine Bewohnerinnen und Bewohner dokumentieren. Aber auch aus dem Kiental und von der Insel sind hunderte von Fotos erhalten. In ganz vielen Fällen zeigen sie Menschen bei der Arbeit: beim Bauen, bei der Weinlese, beim Aufräumen nach Naturereignissen, beim Verlegen einer Abwasserleitung durch den Bielersee, beim Verladen der Schilfernte von der Insel auf die Bahn und bei vielen anderen Tätigkeiten. Insgesamt sind über 5000 Bilder erfasst worden; einen grossen Teil davon kann man via Katalog online betrachten. Ein Fotoalbum mit über 1000 Aufnahmen (VA BSB 1914) kann man sogar am Bildschirm durchblättern: Es wurde integral digitalisiert und mit einem DFGViewer zugänglich gemacht.

Nicht nur die Verwaltung des Besitzes ist jetzt besser nachvollziehbar; auch der Spitalbetrieb selbst ist besser belegt als bisher. Als «Exoten» aus diesem Bereich seien nur die Akten zum Vermächtnis des Turnvaters Heinrich Clias (1782–1854) oder der von 1841 bis 1915 geführte Strafenrodel für Spitalbewohner und -bewohnerinnen genannt. Auch die nicht mehr existierende Passantenherberge hat im Archiv Spuren hinterlassen; so vor allem die letzten Passantenkontrollen aus den 1950er-Jahren, welche als Quellen zur Arbeitsmigration wertvoll sind. Mit diesem neu erschlossenen Archivteil ist nun ein weiteres, spannendes Stück zur Geschichte der ältesten burgerlichen Institution für jedermann greifbar geworden.

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