«Äs ‹Finger wäg› gits hie nid!»
TEXT UND BILD: NORA SCHWEIZER
Seit 17 Jahren gibt es die Entdeckerecke im Naturhistorischen Museum Bern. Und seit nicht weniger als 15 Jahren ist auch Barbara Zürcher mit dabei. Ein Ort der Bildung und pädagogischen Vermittlung sowie persönlichen Horizonterweiterung ausserhalb der Schule: genau danach war die ehemalige Primarlehrerin auf der Suche. Wissen nicht eintrichtern zu müssen, bedeutet für Zürcher einen Mehrwert. Die Besucherinnen und Besucher würden sich ja für den Stoff aus Eigeninitiative interessieren.
Besonders schätzt Barbara Zürcher auch den Austausch innerhalb des Teams der Freiwilligen, welche einen bunten gesellschaftlichen Querschnitt darstellen. So entführen Freiwillige, die unter anderem im Gesundheits- oder Erziehungswesen tätig waren, die Museumsbesucher in die Welt der Tiere. Aktuell stehen 16 Freiwillige im Einsatz.
Von Entführern und Entdeckern
Vielfältig sind aber nicht nur die «Entführer», sondern auch die Entdecker selbst. Den Weg ins Museum finden zunehmend auch junge Pärchen, nebst Familien, Kitas, Touristen und «älteren Semestern».
Einmalig für die kleinen und grossen Entdecker ist, dass sie über verschiedenste Sinne in die Welt der Tiere eintauchen können. Tierfelle, Knochen und Geweihe werden ertastet oder es wird an ihnen geschnüffelt, um das richtige Tier zu erraten. Es wird auch gepuzzelt und gerätselt. Oder wie oft hatten Sie schon die Möglichkeit, ein echtes Igel-Fell anzufassen, ohne gepikst zu werden? «Äs ‹Finger wäg› gits hie nid!», meint Zürcher. Denn genau ums Anfassen gehe es.
Der eigene Tellerrand
Zürcher ist eine «Gwundernase». Den Einblick in den Museumsbetrieb weiss sie sehr zu schätzen. Gepackt vom Interesse für Tiere und vom Museumsbetrieb «an sich», schaut sie des Öfteren über den eigenen «Tellerrand» hinaus. Gerne unterhält sie sich auch mit Fachleuten im Haus. Auch deshalb kennt sie im Museum viele Mitarbeitende persönlich. Als Freiwillige sei man Teil von etwas Grösserem. Man wolle der Gesellschaft etwas zurückgeben. «Ds Fürenang für e grösseri Gruppe» stehe im Vordergrund. Und nicht die eigene Wirtschaftlichkeit.
Wenn Gäste Barbara Zürcher von berührenden Tiererlebnissen erzählen, sauge sie dies jeweils richtig auf. Sie hat beispielsweise selber noch nie einen Luchs in der Natur gesehen. Die Dankbarkeit der Leute für das betreute Angebot ist oftmals gross. «Es git Lüt, die si e halb Stund im Egge, gäbe eim bim Usegah d Hand u säge merci.»
Nach wie vor besuchen grosse Teile der Gesellschaft nur selten ein Museum. Aber Barbara Zürcher glaubt daran, dass ihr Engagement dazu beiträgt, künftig noch mehr Menschen für einen Museumsbesuch zu begeistern.
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