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«Unser Gegenüber bestimmt, was das Thema ist»

Noemi Heuberger (links) und Saara Folini

22.07.2024

Zuhören, beistehen, unterstützen: Die Seelsorgerinnen im Burgerspittel am Bahnhofplatz sind da, wenn jemand das Herz ausschütten will. Saara Folini und Noemi Heuberger über das Schöne an schweren Themen.

TEXT: PASCAL MATHIS; FOTO: FRANZISKA ROTHENBÜHLER

An ihre Jobs denkt man nicht als Erstes, wenn man sich eine Altersinstitution vorstellt. Und doch gehören sie und ihre Aufgaben fix zum Burgerspittel am Bahnhofplatz  dazu. Saara Folini und Noemi Heuberger sind Seelsorgerinnen – und für die Bewohnenden, die Angehörigen und auch für das Pflegeteam da.

Noemi Heuberger zeichnet mit den Händen einen weiten Bogen über ihren Kopf. «So viel», deutet sie damit an, «so viel beinhalten die Gespräche, die wir führen dürfen.» Nahezu alles, was das Leben bereithält, könne Teil der Seelsorge sein: ein Streit in der Familie, Gespräche über die Angst vor dem Sterben oder Sinnfragen. «Aber auch ‚Kleines‘ wie Probleme mit Nachbarn oder das Suchen von passendem Lesestoff», ergänzt Saara Folini.

Alle dürfen, niemand muss
Es berühre immer wieder aufs Neue, welchen Bedarf Menschen hätten, sich jemandem anzuvertrauen. Zuhören ist dabei für Folini und Heuberger zentral. Aber auch Diskutieren und Philosophieren gehöre dazu. Und es dürfe auch mal ein Singen, eine Achtsamkeitsübung oder das gemeinsame Trinken eines Orangensafts sein.

«Unser Gegenüber bestimmt, was das Thema ist», fasst Saara Folini die Ausgangslage der Seelsorge-Gespräche zusammen. Niemand müsse das Angebot in Anspruch nehmen, sowieso sei der Zugang zur Seelsorge möglichst niederschwellig aufgebaut. In der Altersinstitution am Bahnhofplatz laufe man sich ohnehin früher oder später über den Weg; da ergebe sich ein Kontakt bei Bedarf zum Glück rasch.

«Alles andere als ein Luxus»
Die Theologin Folini und die Psychologin Heuberger schätzen es, die Seelsorge als Duo anbieten zu können. «Die einen möchten lieber mit einer Pfarrerin sprechen. Die anderen bevorzugen mich, weil ich genau das nicht bin», erklärt Noemi Heuberger. Hauptsache sei, dass das Gegenüber gehört und verstanden werde. Und nicht zu vergessen: «Wir gehen auch zu jenen, die sich nicht mehr so gut äussern können», sagt Saara Folini. Wie alle Menschen hätten auch sie oft ein sehr starkes Bedürfnis, wahrgenommen, gehört und verstanden zu werden. Egal wann, «denn Krisen haben nicht um 17 Uhr Feierabend».

Und Bedarf ist durchaus da, sagen Folini und Heuberger, die ihre Arbeit beide im Teilzeitpensum erfüllen. Auch wenn sie längst nicht überall etabliert sei: Seelsorge sei im ganzen Gesundheitswesen elementar «und alles andere als Luxus», so Saara Folini bestimmt. Sie und Noemi Heuberger schätzen es darum umso mehr, dass der Seelsorge im Burgerspittel ein solcher Stellenwert eingeräumt und der Austausch mit der Geschäftsleitung entsprechend gepflegt wird.

Das Lachen am Sterbebett
Beide schöpfen selbst viel aus den Begegnungen. «Existenzielle Themen, wie sie bei uns viel angesprochen werden, machen demütig», sagt Noemi Heuberger. Wir seien alle immer wieder davon betroffen. Und es erfülle sie immer wieder von Neuem, wie Menschen mit viel Lebenserfahrung damit umgehen könnten. Ist es denn letztlich nicht eine grosse Last, oft nur Schwieriges zu besprechen? Saara Folini zieht die Augenbrauen hoch und grinst. «Oh, es wird so viel gelacht bei uns. Sogar noch am Sterbebett!» Leute mit einer gesunden Distanz zu sich und zur Welt, das biete einen riesigen Reichtum. Oder wie sie passend zusammenfasst: «Es sind häufig schwere Momente. Aber es ist so schön, dabei zu sein!»

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