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Nadja Glarner – Zwischen Verlorenem und Erhaltenem

25.05.2021

Nadja Glarner gibt Einblicke in ihrer Projektarbeit in der Burgerbibliothek. Tauchen Sie mit ihr in die Archiven!

TEXT: PATRIZIA JAEGGI; BILD: MARTIN GRASSL

Mit grösster Sorgfalt schiebt Nadja Glarner eine historische Handschrift in die Mitte des Tisches: das Testament einer adeligen Frau aus dem 16. Jahrhundert aus dem Waadtland. Die Lettern sind für Laien kaum zu entziffern, nicht so für Nadja Glarner. Sie hatte schon immer Gefallen an der Geschichte gefunden, weshalb sie sich für ein Geschichtsstudium mit Schwerpunkt Mittelalter und früher Neuzeit entschied. Nach dem Studium absolvierte sie ein Praktikum beim Archiv für Agrargeschichte, welches zu einer Festanstellung dort führte, zudem war sie für eine private Archivdienstleistungsfirma tätig.

Genau zwei Jahre dauert nun ihre Projektstelle bei der Burgerbibliothek. Eigentlich ist Nadja Glarner keine typische Projektmitarbeiterin. Die Burgerbibliothek vergibt ihre Projektstellen normalerweise an Studienabgängerinnen und Studienabgänger und ermöglicht ihnen damit einen optimalen Einstieg in die Arbeitswelt. Das derzeitige Erschliessungsprojekt beinhaltet jedoch anspruchsvolle und besonders alte Dokumente. Nadja Glarners Ausbildung und ihre bisherige Berufserfahrung waren also ideale Voraussetzungen für die Projektmitarbeit. Genauigkeit und Effizienz sind bei ihrer Arbeit enorm wichtig. Die Familienbestände der burgerlichen Familien von Mülinen und von Tavel müssen in lediglich zwei Projektjahren erschlossen werden.

Nadja Glarners Aufgabe besteht darin, die Metadaten der Dokumente im Archivkatalog zu erfassen, den Inhalt zu beschreiben und ihren konservatorischen Zustand zu kontrollieren. Die Archivalien werden anschliessend in säurefreien Verpackungen im Archiv eingelagert. Durch das Erschliessen der Bestände werden diese der Öffentlichkeit erst zugänglich gemacht. Vom Studieren hat Nadja Glarner noch nicht genug. Neben der Projektstelle absolviert sie ein Nachdiplomstudium zur wissenschaftlichen Archivarin. «Die Kombination aus Projektmitarbeit und Studium ist perfekt. Ausserdem ist diese Stelle einmalig, da derart interessante und zeitlich weit zurückreichende Akten erschlossen werden.» Die Dokumente muten der Historikerin wie eine Zeitmaschine an, versetzen sie diese doch in die Welt und Zeit, der sie entstammen. «Es fasziniert mich, dass ich wahrscheinlich die erste oder zweite Person bin, die dieses Testament in Händen hält, um es wieder zu lesen.»

abgelegt unter: Burgerbibliothek, Burgergemeinde

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