Anna Boss und Fritz Knecht – Junge Menschen behutsam begleiten
TEXT: JANNA NUSSBAUMER; BILD: MARTIN GRASSL
Als sie Anfang 20 war, wusste Anna Boss noch nicht genau, welche berufliche Laufbahn sie gerne einschlagen würde. Sie probierte zunächst Vieles aus: von der Arbeit in einem Bergrestaurant bis hin zur Hundeschlittenführerin in Nordschweden. Auch Fritz Knecht fand über ungewohnte Wege zum sozialen Beruf: Ursprünglich lernte er Konstrukteur, absolvierte dann die technische Berufsmatur und studierte anschliessend Soziale Arbeit. Beide arbeiten heute bei SORA für junge Erwachsene und sind froh um ihre Erfahrungen.
Anna Boss und Fritz Knecht arbeiten aktuell in den WG-Teams von SORA, wo junge Erwachsene in herausfordernden oder belastenden Lebenssituationen unterkommen. Begleiten bedeutet, die jungen Erwachsenen in all ihren Anliegen zu beraten und zu unterstützen, von grundsätzlichen Fragen rund um ihre Lebenssituation über das Ausfüllen der Steuererklärung bis hin zur Benutzung der Waschmaschine. Dazu kommen aber auch unterschiedliche, abteilungsinterne Arbeiten. Zum Beispiel der Abschluss der monatlichen Buchhaltung der WGs, das Organisieren interner Weiterbildungen oder kleine handwerkliche Arbeiten, welche in den Wohnungen anfallen. «Nötigenfalls darf man sich auch nicht zu schade sein, einmal ein WC zu entstopfen», so Fritz Knecht. Grundsätzliches Ziel sei aber, dass die jungen Erwachsenen lernen, ihre Tage möglichst eigenständig und eigenverantwortlich zu meistern. Anna Boss und Fritz Knecht passen die Begleitung ihrer Klientinnen und Klienten je nach deren aktuellen Bedürfnissen an: Bei einer Krise oder einem Tief begleiten sie sie enger und intensiver, läuft es hingegen gut, wird auf die Selbsthilfekräfte der jungen Menschen gesetzt und entsprechend weniger intensiv begleitet.
So verschieden die jungen Erwachsenen sind, so abwechslungsreich gestalten sich auch die Arbeitswochen für Anna Boss und Fritz Knecht. Deshalb ist für ihre Arbeit sehr viel Flexibilität gefragt, was einem manchmal mehr oder weniger abverlangt. Dies besonders jetzt, weil sowohl Anna Boss als auch Fritz Knecht beide eine Familie mit einem Kleinkind haben. Trotzdem biete ihnen die Arbeit bei SORA Vieles, was sie anderswo vermissen würden. Beispielsweise der nahe und teilweise intensive Kontakt mit den Bewohnenden der Wohngemeinschaften, wo sie Höhen wie Tiefen miterleben würden. Hier liege aber auch eine grosse Herausforderung des Berufs, so Anna Boss, dass man sich von schwierigen Situationen abgrenzen könne. Abstand von der Arbeit findet Fritz Knecht in der Zeit mit der Familie, unter anderem mit seiner kleinen Tochter. Auch Anna Boss geniesst die Zeit mit ihrer Familie und verbringt viel Zeit in der Natur mit ihrem Hund. Und sie bäckt gerne Sauerteigbrot. «Das braucht Zeit und etwas Gefühl, doch am Schluss kann ich das fertige Brot aus dem Ofen holen und geniessen», meint sie begeistert.