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Geschichte des Burgerspitals

Die Geschichte des Burgerspitals

Bild Legende:
Der Neubau nach dem Stich von Joh. Ludw. Nöthinger, 1742

Der prachtvolle Barockbau, nach den Plänen von Joseph Abeille erbaut und um 1741 fertig gestellt, wurde ab 1770 «Burgerspital» genannt und diente fortan zur Betreuung alter, kranker oder bedürftiger Menschen.

Das Burgerspital behauptete sich an seinem prominenten Standort und hat alle Veränderungen im Raum «zwischen den Toren» schadlos überlebt. Der Spittel – wie das markante Gebäude auch genannt wird – hat auch Diskussionen über eine Verlegung und einen Abbruch unbeschadet überstanden. Die Vielfalt der dokumentierten Lösungsvorschläge lässt den langwierigen Prozess erahnen, den das Projekt in jahrzehntelanger Auseinandersetzung zwischen der Spitaldirektion, dem Rat und bedeutenden Berner Architekten durchgemacht hat. 1715 beschliesst der Rat, das Obere Spital zum Heiligen Geist und das «Niedere Spital» in einem «Grossen Spital» genannten Neubau zusammenzulegen. Erst als der renommierte französische Architekt Joseph Abeille 1732 nach Bern geholt wird, entstehen in nur sechs Monaten die Baupläne des Burgerspitals für den von Abeille vorgeschlagenen Standort «zwischen den Thoren». Mit seinen Plänen unter anderem für Schloss Thunstetten (1711), Inselspital (1714), Schloss Hindelbank (1721) und Burgerspital gehört der französische Architekt und Ingenieur zu den Vaterfiguren der bernischen Architektur des 18. Jahrhunderts. Die Ausführung wird 1733 Niklaus Schiltknecht vergeben. Im Juli 1734 erfolgt die Grundsteinlegung.

Das Umfeld im Wandel der Zeit
Als das Burgerspital im 18. Jahrhundert erbaut wurde, lag es am Rand der Stadt, Berns Schwerpunkt lag damals ganz am anderen Ende, bei der Nydeggbrücke. Dies änderte sich mit dem Bau des Bahnhofs auf der Hundsmatte, dem freien Feld zwischen Burgerspital und Heiliggeistkirche, der mit dem Abbau der vierten Stadtbefestigung entstanden war. Von Anfang an spielte das Burgerspital eine zentrale Rolle in Berns Bahnhofquartier, standen doch die Fronten des imposanten Barockbaus, der Heiliggeistkirche und des Bahnhofs präzise in einer Linie. Mit dem Abbruch des Christoffelturms wurde aus dem «Platz zwischen den Thoren» der Christoffel-, später der Bubenbergplatz – ein nach allen Regeln der Stadtbaukunst gestalteter städtischer Platz. Blickfang war das Bubenbergdenkmal, das 1897 am Westende des Platzes errichtet wurde. Eine immer wichtigere Rolle spielte der Verkehr. Zunächst sorgten Droschken für die Weiterfahrt der Bahnreisenden, dann kamen das Luft- und das Dampftram und schliesslich die elektrische Strassenbahn.

Der Bahnhof war eingeklemmt zwischen dem Hügel der Grossen Schanze und dem Burgerspital. Für die seit dem frühen 20. Jahrhundert dringend nötige Erweiterung gab es keinen Platz. In den Zwanzigerjahren veranstaltete die Stadt einen Wettbewerb für einen Bebauungsplan «Bahnhofgebiet». Dabei stand auch das Burgerspital zur Disposition; einer der Wettbewerbsteilnehmer wollte es durch ein Hallenbad ersetzen. Die Jury meinte abschliessend, dass eine rationelle Verkehrsführung nur mit dem Abbruch des Burgerspitals zu erreichen sei. «Für diesen Fall wäre die Streichung des Burgerspitals vom Verzeichnis der historischen Kunstaltertümer Voraussetzung», hiess es lapidar. Doch bald war klar: Das Burgerspital bleibt stehen, SBB und Stadt mussten darum herum planen. Nach zahlreichen Anläufen begannen 1957 die Bauarbeiten, die in der Umgebung des Burgerspitals keinen Stein auf dem anderen liessen. 1968 wurde die Schanzenpost fertiggestellt, 1974 war auch der neue Bahnhof bereit.

Der grosse Umbau von 2012-2014
Während vielen Jahrzehnten wurde das Burgerspital ausschliesslich als Altersinstitution genutzt. Nach der zweijährigen Umbauphase, wird das Haus ab November 2014 für die Bevölkerung der Stadt und der Region Bern zugänglich gemacht. An zentralster Lage entsteht ein Begegnungsort für Jung und Alt. Im Zentrum dieses Hauses stehen Menschen aller Generationen, die in den Bereichen Betreuung, Pflege und Zusammenleben Rat suchen oder den sozialen und kulturellen Austausch pflegen wollen. Nach und nach ziehen das Schweizerische Rote Kreuz, Pro Senectute Region Bern, das Jugendamt mit der Abteilung Kinder- und Jugendförderung, die Mütter- und Väterberatung des Kantons Bern, Benevol Bern, die Alzheimervereinigung Bern, Innovage, Lesen und Schreiben sowie die Kornhausbibliotheken ins «Berner GenerationenHaus» ein. Im Dachgeschoss und den ausgebauten Kellerräumen bestehen zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten für Seminare und kulturelle Angebote.

Mitte November eröffnet das Restaurant «toi et moi» seine Türen. Die stilvolle Lokalität mit abwechslungsreichen Angeboten lädt zum entspannten Verweilen ein. Ab Januar 2015 beziehen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Zimmer in der Altersinstitution «Burgerspittel am Bahnhofplatz» und im Untergrund des Berner GenerationenHauses sorgen die Adventure Rooms für ein einmaliges Abenteuer. Die «Kita Spittel» wird im Frühling 2015 eröffnet. Bereits eingezogen ist die Burgerverwaltung im ersten Stock.

Das Burgerspital steht im Bereich des UNESCO-Perimeters der Oberen Altstadt und ist ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Die Umbauten Ende der 1970er Jahre haben dazu geführt, dass die von Joseph Abeille geplante Grundrissstruktur nicht mehr überall ablesbar war. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurden durch die beauftragten Architekten Graf Stampfli Jenni die Stärkung der originalen Struktur und der sorgfältige Umgang mit originaler Bausubstanz als Leitgedanke für die gemachten Eingriffe definiert. Die Grundrissstruktur mit dem zum Hof liegenden Korridor und den vier Treppenhäusern im Ost- und Westtrakt wurde beibehalten und gestärkt. Der - teilweise verbaute - vierseitige Korridor ist nun wieder als zusammenhängender Raum erlebbar. Im Erdgeschoss erhielten die Öffnungen vom Korridor zum Hof wiederum ihre ursprüngliche Grosszügigkeit. Drei Lifte erschliessen das ganze Haus. Die Fassaden wurden instandgesetzt und das Dach über die ganze Fläche gedämmt.

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